Festival:Urform der Popmusik

Bluegrasskonzerte im Amerikahaus erinnern an alte Tradition

Von Christian Jooß-Bernau

Sie waren die Helden des amerikanischen Südstaatenradios, spielten sich in den 30ern und 40ern von Station zu Station. Dann kam der Rock'n'Roll, und die Bluegrass-Gruppen sackten ab ins Feld der randständigen Liebhabermusik. Die aber wurde durch die Generationen weitergereicht, schien bei den Greatful Dead auf und manifestierte sich in unseren Tagen beispielsweise bei Allison Kraus. 2013 beweinten die Kinogänger das Leid eines Bluegrass-Sängers im belgischen Drama "The Broken Circle" . Und zum siebten Mal kommt der "Bluegrass Jamboree!" nun auch nach München. Drei amerikanische Acts zeigen an diesem Montag, dass Bluegrass als Genre ein großes Einzugsgebiet hat, in dem die Tradition eben nur ein Teil ist.

Für die historische Tiefe sind diesmal Richie Stearns und Rosie Newton zuständig. Um korrekt zu sein, geht es hier schon in den Bereich des Prä-Bluegrass zur Oldtime Music. Stearns spielt sein Banjo im Clawhammer-Style, einer populären Zupftechnik, die den Sound prägte, bevor Künstler wie Earl Scruggs mit metallenen Fingerpicks einen Hochgeschwindigkeitsstil entwarfen. Wie das dann klingt, zeigen The Railsplitters, die sich an den Szene-Urvater Bill Monroe erinnern, aber vom Bluegrass zum Newgrass streben. Offen für den Blues und die dunkel aus der Vergangenheit steigenden Erinnerungen sind The Howlin' Brothers mit einem ruppigen Sound für Latzhosen- und Bartträger. Bluegrass, dass führt dieser Jamboree vor, ist keine naturgegebene amerikanische Volksmusik, sondern eine Urform der Popmusik, die das eingewanderte Musikerbe der verschiedenen Nationalitäten zur Tanzmusik zusammenkochte.

Bluegrass Jamboree - Festival of Bluegrass & Americana Music 2015, Mo., 30. Nov., 20 Uhr, Amerikahaus

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