Festival Tanz im August:Am Anfang war das Körperwort

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Choreografie als Bewegungspartitur und Formbewusstsein - das klappt gut dieses Jahr in Berlin.

Von Dorion Weickmann

Gute und schlechte Qualität lässt sich in der Tanzkunst relativ rasch unterscheiden. Das Gelungene besticht durch präzise modellierte Form. Mindere Ware verrät sich durch bloßes Design. Beim Berliner Festival "Tanz im August" sorgte die Choreografin Stephanie Thiersch für entsprechendes Anschauungsmaterial. Statt wie verheißen "Bronze by Gold"-Ideenblitze zu zünden, soffen Thierschs tanzende Party-Aktivisten in Technogewittern ab. Weder ihre Krabbel-und-Grabbel-Orgien noch das wacker mitfiedelnde Streichquartett kamen im Radialsystem gegen den Mischpult-Overkill an. Es war der Ausreißer eines Programms, das im Subtext nichts anderes verhandelte als Fragen der bei Thiersch so grotesk verunglückten Form. Jene, wie sich Tanz als Text und Textur anordnen und entziffern lässt, bestimmte als Hintergrundmotiv zahlreiche der knapp zwanzig Aufführungen. Viele davon hatte die Kuratorin Virve Sutinen aus Asien importiert, einem Hotspot des zeitgenössischen Tanzes und traditionell für formstrenge Arrangements bekannt.

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