Festival:Soundtüftler unter sich

München: SOUND OF MUNICH NOW

Bestens verkabelt: die Münchner Elektronik-Musikerin Muun an ihrem Arbeitsgerät.

(Foto: Johannes Simon)

Das "Live, Live" für elektronische Musik in der Kranhalle des Feierwerks bietet jungen Musikern und Bands eine Plattform zum Austausch. Am Abend gibt es dann ein Konzert

Von Jürgen Moises

Es gibt zurzeit sehr viele junge, gute, interessante Münchner Bands. Nur ist es auch so, dass das wiederum nicht allzu vielen auffällt. Denn es gibt zwar zahlreiche Clubs und Konzerthallen in München. Aber sie werden, diese Klage hört man immer wieder mal von jungen Musikern, eher mit allseits bekannten und daher mehr finanziellen Erfolg versprechenden, überregionalen oder internationalen Acts bespielt. Das ist beim Techno und allgemein bei elektronischer Musik nicht anders. Zumindest sieht das Andreas Schuller so, der selbst zwar aus Berlin stammt, aber als Veranstalter und Mitglied der Live-Techno-Band Crouds auch die Münchner Musiklandschaft gut kennt. Laut ihm gibt es hier zwar gute Techno-Clubs. Aber auch diese setzen, so Schuller, "oft auf bekannte Gesichter und hauptsächlich auf DJs, um ihre Hallen zu füllen", während "viele musikalisch sehr wertvolle Künstler" unter den Tisch fallen.

Um neben bekannten Live-Acts eben vor allem auch "unbekannten Künstlern die Möglichkeit zu geben, ihre Musik vor Publikum" zu präsentieren, hat er deshalb zusammen mit Anna Epifani das "Live, Live! Festival für elektronische Live-Musik" kreiert, das an diesem Samstag in der Kranhalle im Feierwerk stattfindet. Das hat in seiner Kombination aus Live-Konzerten, Workshops und einem Synthesizer-Flohmarkt einerseits seine Premiere, hat aber andererseits in der Veranstaltungsreihe "Techno, Live!" seinen Vorläufer. Unter diesem Titel fanden in den vergangenen zwei bis drei Jahren mehrere elektronische Live-Events im Sunny Red und Pathos statt. "Sehr schöne Nächte", wie sich Andreas Schuller erinnert, die er und seine Mitstreiter mit dem Festival nun "auf ein breiteres Spektrum an elektronischer Live-Musik" ausdehnen möchten.

Was Schuller an Live-Elektronik fasziniert, ist, dass hier "die Tanz-Musik in dem Moment entsteht, in dem sie auch gehört wird". Und dass im Gegensatz zum reinen DJ-Set die Interaktion zwischen Künstler und Publikum die Musik oftmals direkt beeinflusst. "Live, Live!" soll als "Community-Event" diesen gegenseitigen Austausch noch intensivieren, und es soll gleichzeitig auch ein Festival von Machern für Macher sein, das heißt: für Musikproduzenten, Sounddesigner oder Komponisten, die sich treffen, weiterbilden oder inspirieren lassen möchten. Deshalb der Synthesizer-Flohmarkt, der um 12 Uhr beginnt und bereits von Live-Elektronik begleitet wird. Und deshalb auch der von 11 bis 17 Uhr angesetzte, zweiteilige Workshop, der Anfängern und Fortgeschrittenen zeigen soll, wie man mit der grafischen Entwicklungsumgebung Max/MSP "mächtige Visuals" erzeugt. Kursleiter sind die beiden Berliner Sounddesigner und Multimediakünstler Johann Niegl und Federico Foderaro.

Um 21 Uhr beginnt dann das Konzertprogramm, mit insgesamt zehn Live-Acts aus den Bereichen Dub, Downtempo, Slow House, House, Tech-House und Techno. Dazu zählen Münchner Elektronik-Künstler wie die DrehWG, Nizze-Low, Philkatronic oder Muun, die manche vielleicht schon von den früheren "Techno, Live!"-Veranstaltungen her kennen oder wie im Fall der Musikerin und Electronica- und Deep-House-DJane Muun auch vom Elektronika-Abend beim letzten "Sound Of Munich Now"-Festival. Stilistisch erweitert wird das Programm durch Auftritte von Lucid Grain, Trummerschlunk, Ambiosonics, Numpad und der bereits erwähnten Berliner Live-Techno-Truppe Crouds, zu der auch Andreas Schuller gehört. Mit Hutenberger und Sono & Color stehen außerdem zwei junge Techno-Acts von Neuzeit auf dem Programm. Einem Münchner Label, das sich, so Schuller, ähnlich wie "Live, Live!" ebenfalls vor allem für junge, unbekannte Elektronik-Künstler interessiert und diesen eine öffentliche Plattform bietet.

Live, Live! Festival für elektronische Musik, Sa., 13. Jan., 21 Uhr, Kranhalle, Hansastr. 39

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