Festival:Kult auf der Schweinewiese

Goldene Zitronen

Der Haupt-Act kommt ausnahmsweise vom anderen Ende Deutschlands: "Die Goldenen Zitronen".

(Foto: Frank Egel)

Treffen der Alternativen: Das Puch Open Air ist diesmal mehrheitlich mit Münchner Musikern besetzt

Von Dirk Wagner

Lokale Bands waren immer der Motor des Puch Open Airs", betont Reiner Sladek, Sänger der Animal Crackers, der 1989 mit Freunden dieses Festival in der Nähe von Petershausen erstmalig veranstaltete. Was als Bühne für regionale Bands begann, reflektiert mittlerweile eine (inter)nationale Popkultur jenseits des von werbeabhängigen Medien propagierten Mainstreams. Trotzdem fällt es auf, wenn heuer gleich zwei Drittel des Programms von Münchner Musikern gestemmt werden, ohne dass das Festival darum provinzieller wirkt. Warum auch? Das Sendlinger Duo Schlachthofbronx, das nach den Goldenen Zitronen aus Hamburg das Festival auf der Schweinewiese beschließen wird, genießt längst Weltruhm. Sein Sound weckt Techno-Assoziationen, derweil seine Tracks viel zu kurz sind, um Techno zu sein. Oft skizziert die Musik nur, was sie sein könnte, um sogleich mit der Raffinesse eines Wechselbildes etwas anderes zu sein. Clubmusik als Volksmusik zum Beispiel, ohne zu bajuwarisieren. Die Münchner Musikerin Pollyester konnte mit ihrem als Gesamtkunstwerk konzipierten Popbegriff längst die Kammerspiele füllen, und die Musikervereinigung Aloa Input, deren Mitglieder schon in anderen Formationen brillierten, wurde in der Wochenzeitung Die Zeit bereits als "eine Art Supergroup der Münchner alternativen Popmusik" gefeiert.

Dass die Animal Crackers mit den Monostars, jener Band also, die nach der Auflösung der Animal Crackers aus diesen hervorging, in diesem Jahr wieder zum Auftakt spielen, bevor mit der Hamburger Band Trümmer die erste auswärtige Formation die Bühne betritt, ist der Tradition geschuldet, nach der sie fast immer als Gastgeber das Festival eröffneten. Dieses Jahr stellen die für das Fest wiedervereinten Animal Crackers eine CD vor, die die ersten LPs vereint, die bisher nur auf Vinyl erschienen. Dass also eine digitalisierte Version des Frühwerks auf das derzeitige Vinyl-Revival reagiert, ist Teil einer Bandgeschichte, die aktuelle Trends immer schon ignorierte. Um 17 Uhr begegnen sie auf der Bühne des Puch Open Airs ihrer eigenen Nachfolgeband Monostars. Zukunft und Vergangenheit verschmelzen dann zu einer Gegenwart, die sich in zeitlos schöner Musik verewigt.

Puch Open Air, Sa., 18. Juli, 17 Uhr, Lueg 1, Jetzendorf, von der S-Bahn-Station Petershausen gibt es einen Shuttleservice zum Festivalgelände

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