Festival:Heilige Mantras

Festival: Alter Bekannter: Nick Woodland spielt beim Theatron-Musiksommer.

Alter Bekannter: Nick Woodland spielt beim Theatron-Musiksommer.

(Foto: PR)

Der Theatron-Musiksommer hat begonnen

Von Jürgen Moises

Musik ist nicht nur eine Kunstform, sondern eine Wissenschaft der Relativität. Sie ist auch keine Unterhaltung, sondern ein heiliger Energieaustausch. Diese Weisheiten stammen von Ghetto Priest, einer der bedeutendsten Reggae-Stimmen Großbritanniens. Auf der Bühne des vollbesetzten Theatrons trug er sie am Freitagabend wie heilige Mantras vor, neben weiteren Erkenntnissen wie "Ich bin jeder und jeder ist ich." Oder: "Ich bin, weil wir alle sind." Den Titel "Priester" trägt er jedenfalls zu Recht, auch optisch strahlt er die dazu passende Würde aus. Auf der Theatron-Bühne war der afrobritische Sänger mit der weichen Reggae-Stimme als Teil des Asian Dub Foundation Sound Systems zu erleben. Einer Art Schrumpfversion der legendären Elektronikband aus Großbritannien, die mit ihrer lässigen, sozialkritischen Mischung aus Hip Hop, Trip Hop, Drum and Bass, Reggae, Ragga, Dub und orientalischen Einflüssen Mitte der Neunzigerjahre bekannt wurde.

Beim Sound System sind mit DJ John Pandit, Ghetto Priest und Aktar Ahmed alias Aktav8r immerhin ein Gründungsmitglied und zwei weitere langjährige Mitglieder der Asian Dub Foundation vertreten. Ergänzt wird das Trio durch den Newcomer MC Sonny Green, der als junges Energiebündel im leicht prolligen Aggro-Style die Rolle des Publikum-Anheizers übernimmt. Aktar Ahmed fällt durch feurig-schnelle, elegante Reime auf, während DJ John Pandit aus dem Hintergrund fette Beats, schnelle Trip-Hop-Rhythmen oder knarzige Elektrosounds beisteuert. Obwohl Live-Instrumente wie Bass, Gitarre oder Sitar fehlen und orientalische Klänge nur ganz selten auftauchen, ist das Ergebnis abwechslungsreich und äußerst mitreißend. Tatsächlich braucht es nur maximal fünf Songs und aus dem Konzert wird eine ausgelassene Open-Air-Party.

Dementsprechend schnell ist auch die seit letztem Jahr umzäunte Tanzfläche vor der Bühne gefüllt. Beim vorangegangenen, sympathischen Auftritt des südafrikanischen Reggae-Sängers Crosby, der sein in München aufgenommenes, neues Album vorstellte, konnte man dort nur ein paar vereinzelte Ausdruckstänzer sehen. Gut, es kann sein, dass gegen Ende ein bisschen die musikalischen Überraschungen fehlen, weil DJ John Pandit zu sehr auf die Tanzbarkeit seiner rasanten Trip-Hop-Beats baut. Aber es steht trotzdem außer Frage: Mit dem Auftritt des ADF Soundsystems hat der am Donnerstag gestartete Musiksommer im Theatron seinen ersten Höhepunkt bereits erlebt. Oder um es mit dem Schlusswort von MC Sonny Green zu sagen: Respekt!

An guter Musik ist bis einschließlich 27. August natürlich trotzdem noch so einiges im Musiksommer-Programm geboten, das mit Bands und Musikern wie etwa der Jazzrausch Bigband an diesem Montagabend, mit Black Voodoo Train, Xavier Darcy, Nick Woodland, Blek Le Roc, The Moonband, The Grexits oder SK Invitational von Jazz über Rock, Blues und Folk bis Hip-Hop vor allem auf die Vielfalt der regionalen Musikszene setzt. Das komplette Programm dazu mit allen Namen und Terminen ist unter theatron.net im Internet zu finden.

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