Festival:Der harte Beat des Sommers

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Das "Free & Easy Festival" holt mit "Sepultura" und "The Exploited" Heavy-Metal- und Punk-Geschichte ins Backstage, gibt heimischen Bands eine Bühne und lädt ein, sich im Open-Air-Kino ebenfalls kostenlos zu entspannen

Von Jürgen Moises

Schwermetall hält eben doch am längsten. So lange wie etwa Judas Priest gibt es Sepultura zwar noch nicht. Aber 30 Jahre hat die bekannteste Metal-Band Brasiliens doch schon auf dem Buckel. Aus diesem Anlass sind die Brasilianer derzeit auf Geburtstags-Tour, welche sie an diesem Donnerstag auch nach München führt. Dort sind Sepultura am zweiten Tag des "Free & Easy Festivals" im Backstage zu erleben: als eine von mehr als 100 Bands, die auf knapp drei Wochen verteilt im Werk, der Halle, im Club und auf der Open-Air-Bühne im Hinterhof spielen - bei kostenlosem Eintritt. Neben Sepultura gehören dazu etwa die Glamrocker Hardcore Superstar, die an diesem Mittwoch mit Avatar und Q-Box im Backstage-Werk das Festival eröffnen. Oder die schottischen Altpunker The Exploited, die es schließlich am 8. August mit ihrem Auftritt offiziell beenden.

The Exploited sind noch ein paar Jahre älter als Sepultura, die 1984 in Belo Horizonte von den Brüdern Max und Igor Cavalera (Gesang, Gitarre und Schlagzeug), Wagner Lamounier (Gitarre) und Paulo Xisto Pinto Jr. (Bass) gegründet wurden. Mit Wattie Buchan ist bei The Exploited immerhin noch der ursprüngliche Sänger dabei, der mit seiner schön ramponierten Stimme den rauen Punk-Sound der Band seit ihrem Debütalbum von 1981 prägt. Bei Sepultura ist von der Urbesetzung Bassist Paulo Xisto Pinto Jr. übrig. Sänger Max Cavalera stieg 1996 nach internen Streitigkeiten aus. Und das gerade zu der Zeit, als Sepultura mit ihrem Album "Roots" ihre größten Erfolge feierten. In Deutschland war das Album, auf dem die Band auf originelle Weise harte Thrash-Metal-Riffs mit der Musik der Xavante, der Ureinwohner Brasiliens, kombiniert, 40 Wochen lang auf Platz 7 der Charts.

Nach zwei Krisenjahren ohne festen Sänger stieß 1998 Derrick Leon Green als Sänger zu Sepultura. Die Musik wurde wieder etwas geradliniger, und weniger verspielt. Die musikalischen Experimente ließen Sepultura aber trotzdem nie ganz bleiben. So sind etwa auf "Against" von 1998 japanische Kodo-Trommler zu hören. Und mit "Dante XXI" von 2006 haben Sepultura die "Göttliche Komödie" vertont. Auch die aktuelle Geburtstags-EP, welche die Brasilianer auf ihrer Tournee vorstellen, ist ein Experiment, in dem Fall aber ein visuelles. Denn das Cover wurde aus Fotos von Sepultura-Tattoos gestaltet. Diese wurden von Fans aus der ganzen Welt per Internet an Sepultura geschickt. Das Ergebnis ist zusammen mit einer farbigen Vinylplatte seit 5. Juni offiziell zu haben.

Aber es gibt noch andere, leicht korrodierte Metal-, Punk- und Hardcore-Urgesteine, die bei Free & Easy spielen. Die im Vorprogramm von Sepultura auftretenden Death Angel wurden 1982 in der San Francisco Bay Area gegründet, mit Nuclear Aussault (28. Juli), Armored Saint (2. August) und Biohazard (4. August) stehen ebenfalls hart rockende reife Herren auf der Bühne. Davor, dazwischen und danach sind natürlich noch andere Stilrichtungen vertreten, und auch ein paar jüngere Musiker. Genannt seien hier nur die britische Reggae-Ikone Macka B. (31. Juli) und die österreichischen Senkrecht-Starter Wanda (1. August), die mit einer großen Portion Wiener Schmäh derzeit für ziemliche Furore sorgen. Auch Münchner Bands und Musiker sind wie jedes Jahr dabei, darunter Impala Ray, Triska, und The Marble Man (25. Juli).

Ebenfalls kostenlos ist das Open-Air-Kino-Programm. Das wurde zu einem Großteil in Zusammenarbeit mit dem deutschen Independent-Filmverleih Rapid Eye Movies konzipiert. Gezeigt werden unter anderem: die südkoreanische Science-Fiction-Komödie "I'm a Cyborg, but that's ok" (23. Juli), "Good Vibrations" über die nordirische Underground-Szene der 1970er (27. Juli), das griechische Independent-Drama "Attenberg" (28. Juli) und mit "Lemmy" (25. Juli) oder "Cobain: Montage of Heck" (7. August) wie jedes Jahr auch zahlreiche Musikfilme. Ach und was man ebenfalls erwähnen sollte: früh kommen! Denn vor allem am Wochenende ist das Backstage-Gelände schnell überfüllt. Was aber nicht verwundert. Denn erstens: kostenlos, genau. Und zweitens: Wohin, außer vielleicht Anfang August ins Theatron, soll man im pop- und rockmusikalisch ziemlich ausgedörrten Münchner Sommer denn sonst gehen?

Free & Easy Festival, Mittwoch, 22. Juli, bis 8. August, Backstage, Reitknechtstr. 6, www.backstage.eu

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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