Festival:Das geht ins Ohr und in die Beine

Das Hofbräuhaus wartet mit einem wunderbar breit gefächerten musikalischen Angebot zwischen traditionellen und moderneren volksmusikalischen Klängen auf

Von Martin Pfnür

Es ist schon so eine Sache mit dem Hofbräuhaus, dessen Standort qua unzerstörbarem Gassenhauer ja längst weltweit bekannt ist. Oans, zwoa, g'suffa, das singen sie einerseits ja mittlerweile auch in Las Vegas, wo die altehrwürdigen Hallen des Bierpalastes vor lauter amerikanischer Begeisterung für die bairische Wirtshauskultur 2004 für ganze zwölf Millionen Dollar nachgebaut wurden. Andererseits ist es wohl eben dieser irre weltweite Rummel, dieser gewaltige touristische Boom um das klischeeüberfrachtete Münchner Hofbräuhaus, der sich als Ursache für eine seltsame Schräglage ausmachen lässt.

"Es gibt tatsächlich jeden Tag bairische Musik in all ihren Facetten im Hofbräuhaus", sagt Matthias Pürner. "Nur wissen das die meisten Leute hier einfach gar nicht", fügt er an und erzählt von den zahlreichen Tanzveranstaltungen und Konzerten, von den regelmäßigen Musikantenstammtischen und den neuen musikalischen Formen, denen man sich in der "Schwemme" seit Jahren fernab jedes volkstümlichen Kitschs und jeder bierseligen Schunkelei öffnet. "Es hat durchaus auch etwas von einer Kleinkunstbühne", sagt Pürner und verweist etwa auf den "Gstanzl-Slam", den man im Hofbräuhaus als musikalisches Pendant zum "Poetry Slam" einführte.

Festival: Angetreten, um beim Hofbräuhaus Festival aufzutreten: die Kapelle "Josef Menzl".

Angetreten, um beim Hofbräuhaus Festival aufzutreten: die Kapelle "Josef Menzl".

(Foto: Hubert Lankes)

Matthias Pürner weiß als Mitglied der wunderbaren Münchner Lischkapelle natürlich nur zu gut, wovon er im Hinblick auf die neuen musikalischen Formen spricht. Verleiht er dem "Bavaro-Indie-Pop" seiner vierköpfigen Band um die beiden Schwestern Karin und Susanne Lischka an der Ziach doch einen Klangaspekt, der geradezu beispielhaft für die fruchtbare Verbindung zwischen dem Sound der Volksmusik und der Melodik des Pop steht. Hier im Hofbräuhaus fand er vor Jahren nach seinem Umzug aus dem Chiemgau nach München beim Musikantenstammtisch eine Anlaufstation, nun zeichnet er als Organisator des heuer erstmals stattfindenden Hofbräuhaus Festivals verantwortlich.

"Es geht uns vor allem auch darum, wesentliche Bestandteile des Kulturprogramms, das unterm Jahr regelmäßig im Hofbräuhaus stattfindet, an einem Abend zu bündeln, um die Qualität und die Vielfalt des musikalischen Angebots mehr publik zu machen", sagt Pürner. Einen weiten Bogen wolle man da spannen zwischen traditionellen Klängen, Mischformen und Musiken, die eigentlich gar nicht mehr viel mit Volksmusik zu tun haben.

Und ja, geht man von dem fein austarierten Line-up des Hofbräuhaus Festivals im historischen Festsaal und im Erkerzimmer aus, dürfte das nur allzu gut funktionieren. Neben Pürners Lischkapelle selbst wäre da etwa die Oberaudorfer Formation Lenze und de Buam, die mit gleichsam schmissigem und hintersinnigem Mundart-Pop ebenso für Stimmung sorgen wird wie die brillante 25-köpfige Bigband Dachau, die Sounds und Beats der elektronischen Tanzmusik mit dem wuchtigen Bläsersatz eines großen Jazzorchesters verbindet. Und dann ist da ja noch die herrlich durchgeknallte Regensburger Kapelle Josef Menzl, die sich seit mehr als 20 Jahren als absolute Festzelt-Institution in Sachen bairischer Blasmusik erweist und beim Hofbräuhaus Festival den traditionellen musikalischen Part einnehmen wird.

Vor dem eigentlichen Konzertprogramm, das um 19 Uhr beginnt, darf man sich übrigens bereits ab 17.30 Uhr im Rahmen eines Kurses im Paartanz üben. Polka, Walzer, Bairischer, alles gänzlich zwanglos und natürlich auch gern ohne Tracht, wie Matthias Pürner versichert. "Die Polka zum Beispiel ähnelt vom Grundschritt her ja dem Discofox. Die hat man wirklich schnell drauf, auch ohne Mitglied beim Trachtenverein zu sein."

Es dürfte also ein ebenso spannender wie bewegungsreicher Abend werden im Münchner Hofbräuhaus. Freunden des Volkstümlichen und des schunkeligen Stimmungslieds à la "In München steht ein Hofbräuhaus" steht indes ja immer noch die Reise nach Las Vegas offen.

Hofbräuhaus Festival, Freitag, 27. Oktober, 17 Uhr, Hofbräuhaus, Platzl 9

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