Festival:Blick in die Zukunft

Festival: Der Festival-Organisator und Pianist Cornelius Claudio Kreusch (links) mit einem seiner Lieblingsgäste, dem Saxofonisten Klaus Doldinger.

Der Festival-Organisator und Pianist Cornelius Claudio Kreusch (links) mit einem seiner Lieblingsgäste, dem Saxofonisten Klaus Doldinger.

(Foto: Detlef Schneider)

Im aufwendig renovierten Kloster Raitenhaslach in Burghausen treffen sich am Pfingstwochenende erstklassige Musiker

Von Oliver Hochkeppel

Die von der Erscheinung, vom Naturell wie der musikalischen Provenienz - der eine ist Jazzpianist, der andere klassischer Gitarrist - her ungleichen, sich dafür umso besser ergänzenden Brüder Cornelius Claudio und Johannes Tonio Kreusch sind seit Längerem nicht mehr nur Musiker, sondern auch Veranstalter, unter anderem der Ottobrunner Konzerte oder der Gitarrenfestivals in Hersbruck und Wertingen. Ihr immer stiloffener, universaler Ansatz war es wohl, der Burghausens Oberbürgermeister Hans Steindl an sie denken ließ, als es darum ging, die renovierte und seitdem ein Akademiezentrum der TU München beherbergende Klosteranlage Raitenhaslach mit einem Festival zu beleben. So geht nun am Pfingstwochenende erstmals das "Look Into The Future" über die Bühne.

Die Kreuschs gingen das Projekt in gewohnter Manier an: vorwärtsgerichtet, was schon im Titel zum Ausdruck kommt, und Grenzen überwindend, wofür das Motto "Transcending" steht. Der Begriff passt perfekt zu Pfingsten wie auch zum Kloster: Die mönchische Tradition des Bewahrens wie die Erforschung von neuem Wissen wird hier auf die Kultur mit allen ihren Bereichen übertragen und fortgesetzt. Ein Schlüssel dazu sind Begegnungen und Gespräche zwischen Künstlern, Kunstvermittlern und Publikum. So gibt es in Raitenhaslach nach jeder Veranstaltung ein vom Musikjournalisten und Pressesprecher der Hamburger Elbphilharmonie Tom R. Schulz moderiertes Künstlergespräch, womit auch an die bestehende Gesprächsreihe im "Roten Salon" des Klosters angeknüpft wird.

Los geht es am Freitag allerdings nicht mit dem Klezmer-Klarinettisten Giora Feidman. Der musste aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen, das Duo mit Johannes Tonio Kreusch wird aber nachgeholt. Dafür springt David Orlowsky mit seinem Trio ein, sozusagen der neue, modernere Feidman. Anschließend lohnt noch ein Abstecher in die Stadtpfarrkirche: Um 23 Uhr spielt dort der Schweizer Organist Bernhard Ruchti Werke von Phillip Glass bis Arvo Pärt - was unter den Fingern des auch der Improvisation aufgeschlossenen Virtuosen sicher ergreifend wird. Den Samstag leitet eine Ausstellung mit Arbeiten der Bildhauerin Carolina Camilla Kreusch ein. Die Schwester der beiden Festivalmacher gehört zu den renommierten jungen Künstlern, die mit ungewöhnlichen Installationen den Betrachter fordern und berühren. Über den kreativen Prozess bei der Entstehung eines Kunstwerks kann man danach im Anker-Kino bei "Gotthard Graubner - Farb - Raum - Körper" einiges lernen. In der Klosterkirche trifft schließlich der Saxofonist Klaus Doldinger auf Cornelius Claudio Kreusch.

Klassisch wird es am Sonntag. Bei einer Matinee stellt die Geigerin Doris Orsan zwei Partiten Johann Sebastian Bachs den "songlines", sechs Solo-Stücken für Streicher von Nikolaus Brass gegenüber - eine wunderbare Illustration der Konstanten wie Verzweigungen der klassischen Musik. Paul Wegeners Stummfilm-Klassiker "Der Golem und wie er in die Welt kam" aus dem Jahr 1922 läuft anschließend im Ankerkino, begleitet vom Gitarristen Claus Boesser-Ferrari, der bekannt ist für seine innovativen, aber zugleich sehr gefälligen Techniken.

Im Abendkonzert trifft der Trompeter Markus Stockhausen auf die Klarinettistin Tara Bouman. Die beiden laden zum Abschluss am Sonntag auch zum "Gemeinsamen Tönen und Singen" ein, nachdem zuvor der türkisch-deutsche Multiinstrumentalist Kemal Dinc einen musikalischen Ausflug über Anatolien bis in den Orient unternommen hat. Stiloffen und "transcending", versteht sich.

Look Into The Future, Fr. bis Mo., 18. bis 21. Mai, Kloster Raitenhaslach Burghausen

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