Festival:Autonomer Geist

Free and Easy Backstage

Für viele Konzerte ratsam: das günstige Ticket mit Einlass-Garantie.

(Foto: Backstage)

Das Backstage hat 25 Jahre überlebt und spendiert eine nächste Runde "Free & Easy" mit großen Namen des Punk, Reggae und Metal. Zum ersten Mal ist auch Hans Söllner dabei

Von Michael Zirnstein

Am Montag hat das Kulturzentrum Backstage eine Pressekonferenz spontan abgesagt - "wegen Mangels an Interesse". Vielleicht liegt das daran, dass die Journalisten glauben, das Thema der Kundgebung zur Genüge durchgenommen zu haben. Es geht darum, dass das Backstage gegen Ende des Jahres die Hälfte seines Areals nahe dem S-Bahnhof Hirschgarten räumen muss, dafür ein bereits gekauftes Nachbargrundstück besiedeln möchte, was aber die künftigen Anrainer einer noch nicht bezogenen Luxuswohnanlage stören dürfte, weshalb die Stadt die nötigen Baugenehmigungen noch schulde. Kurz: "Das alte Geschiss", wie Backstage-Boss Hans-Georg Stocker zu sagen pflegt, wenn es um die Zukunft seines Lebenswerkes geht. So brisant das ist, scheinen alle Beobachter darauf zu vertrauen, dass es schon weitergehen wird, wie bei den vorherigen drei Umzügen in den vergangenen 25 Jahren.

Abgesehen davon ist das Interesse im Jubiläumsjahr freilich hoch und alles "free & easy", um das Motto des jährlichen Gratis-Sommerfestivals zu zitieren. Das Fachblatt Metal Hammer hat das Backstage bereits im zweiten Jahr in Folge zur "besten Metal-Location" gekürt und die Kollegen von Riddim zu einem der besten Reggae-Clubs im Land. Gäbe es so eine Umfrage unter Punk-, Rockabilly- oder Hip-Hop-Experten, das Backstage läge wohl auch da weit vorne. Und das als Mehrzweckgelände vor all den Spezialläden. Es ist wie bei dieser Baumarkt-Reklame: Metal-Bretter? Gibt's bei Eisenkarl. Oder im Backstage. Halluzinogene Klang-Gewächse? Gibt's in der Hanf-Oase. Oder im Backstage . . .

Beim "Free & Easy" will man sich "im ganzen Glanz präsentieren", sagt Daniel Lazak, einer der beiden Booker des Hauses. Das heißt: 18 Tage lang gibt es täglich Konzerte, Partys, Filme, Diskussionsrunden und mehr auf fünf Bühnen in allen Hallen, Clubs und Biergärten, auch im größten Saal: dem Backstage-Werk. "Um das zu füllen, brauchst du große Namen", sagt Lazak, "sonst kommt kein Mensch, auch wenn's umsonst ist."

Mehr als 200 Bands sind gebucht, auch solche, die nicht nur den Eingeweihten ein Begriff sein dürften. Zum Auftakt spielen etwa die Münchner Rapper Roger & Schu, die sich heuer mit ihrer Erfolgstruppe Blumentopf verabschieden (20. Juli). Für dieses Konzert lohnt es sich ebenso vorab eine der günstigen Tickets mit Einlass-Garantie bei zu großem Andrang zu sichern, wie für die Rabauken Itchy Poopzkid (31.), die Wiener Polka-Partyband Russkaja (29.), den jamaikanischen Reggae-Jungstar Chronixx (22.), die Elektro-Popper Northern Lite (6. August) oder Lokalgrößen wie Django 3000 (3. August) und Colour Haze, die mit ihrem Krautrock wieder voll im Trend liegen (25. Juli). Auch bei Napalm Death (21.), den Vorreitern des Metal-Punk, dürfte es heiß hergehen, weitere Pioniertaten werden den Berlinern Atari Teenage Riot als Elektro-Anarchos (23.) zugesprochen sowie The Exploited (1. August), deren Logo - Totenkopf mit Irokese - und Debütalbum "Punk's Not Dead" zu den Klassikern der Bewegung zählen.

Sie alle eint ein autonomer Geist und die Bereitschaft, sich mit jedweden Obrigkeiten anzulegen. So auch ein weitere Ehrengast, zu dem Lazak sagt, es sei eine "Schnapsidee gewesen", ihn anzufragen, weil er - seltsamerweise - noch nie im Backstage aufgetreten sei: der große Liedermacher-Rebell Hans Söllner samt seiner Reggae-Band Bayaman Sissdem (27. Juli). "Anscheinend hat er gerade Bock zu spielen", sagt der Programmmacher erfreut: "Voll geil!" Etwas Nachhilfe im Aufbegehren kann nie schaden.

"Free & Easy" im Backstage, Mittwoch, 20 Juli, bis Samstag, 6. August, täglich ab 17 Uhr, Reitknechtstraße 6, 126 61 00

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