Favoritensterben bei Actionfilmen in den USA:Lieber Frohsinn als Apokalypse

Film "Die Monster Uni" im Kino

Mit der "Monster-Uni" hat Disney viel mehr Geld verdient als erwartet.

(Foto: Walt Disney Germany)

Dem Kino-Publikum in den USA steht der Sinn derzeit weniger nach Weltuntergang, dafür aber mehr nach familientauglichem Eskapismus im Stil der "Monster-Uni". Das führt zu einem Favoritensterben bei Actionfilmen wie "Lone Ranger" oder "World War Z", die alle mit einem Riesenbudget gedreht wurden.

Von Susan Vahabzadeh

Johnny Depp mit ziemlich viel Make-up und Gore Verbinski als Regisseur, das ist das Rezept der "Fluch der Karibik"-Filme, die für Disney so etwas waren wie die Lizenz zum Gelddrucken.

Nach diesem Vorbild ist nun auch "Lone Ranger" gemacht worden, als Inspiration diente eine Western-Radio-Reihe aus den Dreißigern, Depp spielt den bemalten Indianer-Sidekick Tonto. Das mit den großen Profiten wird aber wohl nichts: Am Wochenende ist "Lone Ranger" in den USA gestartet (deutscher Start-Termin: 8. August), ein Flop, der Disney dreistellige Millionen-Beträge kosten wird, heißt es in den Branchenblättern. Mit einem Budget von geschätzten 250 Millionen Dollar hat der Film zur Eröffnung weniger als 50 Millionen eingespielt.

"Lone Ranger" befindet sich in ziemlich kostspieliger Gesellschaft, in den letzten Wochen kann man an den amerikanischen Kinokassen ein Favoritensterben beobachten - gerade die mit Riesenbudgets gedrehten Actionfilme haben enttäuscht, "World War Z" und "White House Down".

Nun muss man sagen: Alle Studios setzten darauf, ihren Profit statt mit vielen kleinen und großen Filmen mit geplanten Super-Blockbustern zu machen - jede Woche ein für gigantische Summen beworbenes Groß-Ereignis. Das führt zu einer Ereignis-Inflation, es scheint so zu sein, dass sich das amerikanische Publikum nicht mehr von den Marketingstrategen diktieren lässt, was es interessant finden soll.

Denn im Kino waren die Leute durchaus: Am Wochenende nach dem 4. Juli werden in den USA traditionell Umsatz-Rekorde gebrochen, so war es auch in diesem Jahr - nur nicht mit den Filmen, auf die die Studios gesetzt haben.

Niederlage gegen kleine gelbe Minions

In "World War Z" löst ein Virus eine Zombie-Apokalypse aus, in Roland Emmerichs "White House Down" fliegt das Kapitol in die Luft, "Lone Ranger" ist Action, über deren Brutalität einige amerikanische Kritiker schon vorab klagten - und dem Publikum steht der Sinn derzeit offenkundig eher nach leichter Unterhaltung. An der Spitze der amerikanischen Kinocharts hält sich seit Wochen der verfilmte Frohsinn.

"World War Z" fand vor drei Wochen nicht so viele Fans wie "Die Monster-Uni", mit der Disney viel mehr Geld verdient hat als erwartet - da gehen die Pixar-Figuren aus dem Trickfilm-Erfolg "Die Monster AG" aufs College.

Die lustigen Animationsfiguren hielten sich auf Platz 1, als in der vergangenen Woche "White House Down" anlief, der nicht einmal den zweiten Platz schaffte - da nämlich machten sich zwei nicht mehr ganz junge Damen breit, Sandra Bullock und Melissa McCarthy in der herrlich albernen Buddy-Cop-Komödie "Taffe Mädels", die in ein paar Tagen mehr als ihr Budget einspielte. Und der "Lone Ranger" hat gegen kleine gelbe Minions verloren, im Trickfilm "Ich - Einfach unverbesserlich 2".

Es kann an den Zeiten im Allgemeinen und an den sich verändernden Publikumsstrukturen im Besonderen liegen, aber es ist weniger Weltuntergang und Gewalt gefragt, dafür mehr familientauglicher Eskapismus - wie in der goldenen Musical-Ära während der Großen Depression.

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