"Fast and Furious" nach dem Tod von Paul Walker:Würdiges Ende auf der Überholspur

U.S. actor Walker presents a creation from Colcci's 2013/2014 summer collection during Sao Paulo

Schauspieler Paul Walker verstarb am 30. November 2013 bei einem Autounfall.

(Foto: REUTERS)

Die Produzenten von "The Fast and the Furious" haben angekündigt, die Dreharbeiten für die Serie erst einmal zu unterbrechen. Es bleibt die Frage: Wie kann ein Film, in dem es um waghalsige Verfolgungsjagden geht, einem Schauspieler einen pietätvollen Abschied bereiten, der bei einem Autounfall starb?

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es waren bewegende Worte, die Vin Diesel in Santa Clarita fand: "Ich danke euch allen, dass ihr gekommen seid, um diesem Engel im Himmel zu zeigen, wie sehr ihr ihn schätzt." Der Engel im Himmel, das ist der Schauspieler Paul Walker, der zwei Tage vor Diesels Trauerrede an dieser Stelle bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Diesel und Walker kannten sich seit Jahren, sie waren "Brüder", wie Diesel sagte. Die beiden waren die prägenden Charaktere der erfolgreichen Filmreihe "The Fast and the Furious". Walker war in fünf der bislang sechs Produktionen zu sehen.

Am 11. Juli 2014 sollte der siebte Teil der Serie in die Kinos kommen. Etwa die Hälfte des Films wurde in den vergangenen Wochen in Atlanta gedreht, darunter zahlreiche Szenen mit Walker. Nun hat Universal Pictures verkündet, die Dreharbeiten auf unbestimmte Zeit zu unterbrechen. Es wird erwartet, dass der Film mit einem veränderten Drehbuch fertiggestellt und womöglich noch im Sommer erscheinen wird.

Nur: Geht das überhaupt? Wie kann man einen Film über Geschwindigkeit fertigstellen, wenn einer der Hauptdarsteller bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist? Gibt es eine Möglichkeit, Walkers Figur Brian O'Connor einen würdigen Abschied zu bereiten?

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Hollywood mit solchen Fragen auseinandersetzen muss. Brandon Lee etwa starb am 31. März 1993 während der Dreharbeiten zum Film "The Crow", nachdem er von einem Fragment einer Pistolenkugelattrappe getroffen worden war. Auf Bitten seiner Familie wurde der Film fertiggestellt, Lees Freund Chad Stahelski übernahm seine Rolle für die wenigen noch zu drehenden Szenen.

Nach dem Tod von Aaliyah am 25. August 2001 sprach ihr Bruder Rashad Haughton während der Post-Produktion von "Queen of the Damned" einige Sätze ein, die Dreharbeiten waren zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes bereits beendet gewesen. Der Film "The Imaginarium of Doctor Parnassus" wurde fertiggestellt, nachdem sich Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law dazu bereiterklärt hatten, die Rolle des verstorbenen Heath Ledger zu übernehmen. "Es war mir eine Ehre, Heath zu vertreten", sagte Depp später.

Bitterer Beigeschmack bei allen Varianten

Es ist eine heikle Entscheidung, die Universal-Pictures-Chefin Donna Langley nun zu treffen hat. Sie ist gerade dabei, das bereits gefilmte Material und die geplanten Drehbücher zu sichten. Es sei auch ein Treffen mit Autor Chris Morgan geplant, um mögliche Änderungen oder gar eine Neufassung zu besprechen. NBC-Universal-Vizepräsident Ron Meyer kümmert sich derweil um die finanziellen Aspekte der Unterbrechung.

Aus wirtschaftlichen Gründen gilt es als relativ sicher, dass der Film fertiggestellt wird. Das Produktionsbudget von "Fast & Furious 7" liegt bei etwa 150 Millionen US-Dollar, die Ausgaben für die Marketingkampagne werden auf 100 Millionen Dollar geschätzt. Die sechs Filme der Serie haben bislang weltweit drei Milliarden Dollar eingespielt, der sechste Teil erzielte in diesem Jahr einen Umsatz von 789 Millionen Dollar.

"Sie werden eine Lösung finden"

Die Frage lautet also weniger, ob es weitergeht, sondern wie. "Sie werden eine Lösung finden, zum Teil auch, weil sie müssen", sagte Marketingexperte Dennis Rice in einem Interview mit der New York Times. Es sei ein schmaler Grat, auf dem sich Universal Pictures da bewege, "sowohl bei der Neufassung des Drehbuches als auch bei der Vermarktung des Films".

Derzeit werden bei Universal Pictures offenbar mehrere Optionen diskutiert: Walkers Figur Brian O'Connor könnte komplett aus der Handlung verschwinden, sein Fehlen unkommentiert bleiben wie etwa das des Jokers im dritten Teil der Batman-Trilogie nach Heath Ledgers Tod. Möglich wäre auch, dass der von Walker verkörperte Charakter am Leben bleibt, sich von seinen Freunden verabschiedet und dann eine Würdigung durch Rückblenden erhält. Denkbar ist auch, dass wie im Falle von "The Imaginarium of Doctor Parnassus" oder "The Crow" einer oder mehrere Freunde von Walker die Rolle übernehmen.

"Hours" steht auch noch aus

"Wir werden den Fans von Fast & Furious Informationen zukommen lassen, wenn es welche gibt", heißt es im Statement von Universal Pictures. Bei allen Varianten bleibt der bittere Beigeschmack: Es werden schnelle Autos zu sehen sein, Verfolgungsjagden, womöglich Unfälle. Es scheint derzeit beinahe ausgeschlossen, dass "Fast & Furious 7" den Tod von Paul Walker pietätvoll würdigen könnte.

Bei einer anderen Produktion ist die Entscheidung bereits getroffen: In "Hours" verkörpert Walker einen Vater, der seine Tochter nach dem Hurrikan Katrina zu retten versucht. Regisseur Eric Heisserer verkündete, dass der Film wie geplant am 13. Dezember in die Kinos kommen werde. "Wir werden beim Marketing äußerst sensibel vorgehen, um Paul anständig zu ehren", sagt Heisserer, der den Film in den vergangenen Wochen gemeinsam mit Walker vermarktet hatte.

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