Assassin's Creed im Kino:Assassin's Creed: Erbanlagen eines Freiheitskämpfers

Kinostart - 'Assassin's Creed'

Michael Fassbender als Callum Lynch und Marion Cotillard als Dr. Sophia Rikkin in einer Szene aus "Assassin's Creed".

(Foto: dpa)

Die Videospiel-Adaption "Assassin's Creed" ist mit Michael Fassbender und Marion Cotillard glänzend besetzt. Aber der Film scheitert an seinem unübersichtlichen Plot.

Von Susan Vahabzadeh

Michael Fassbender hat in "Assassin's Creed" eine schöne Idee: Ihm gefällt die Vorstellung, dass es so etwas gibt wie genetische Erinnerung. Das soll heißen: Unsere Vorfahren prägen uns nicht nur mit bestimmten Merkmalen, von roten Haaren bis zur depressiven Neigung, sondern auch durch das, was sie erlebt haben. Callum Lynch, den Fassbender in "Assassin's Creed" spielt, ist in den Achtzigern aufgewachsen, die Mutter wurde vom Vater umgebracht, eine vermurkste Kindheit, der Junge ist schon früh straffällig geworden. In ihm steckt aber nicht nur der Unrat der Gegenwart, es spielen auch die Erbanlagen eines Freiheitskämpfers in seine ewige Rebellion hinein: Aguilar de Nerha, ein Mann des 15. Jahrhunderts, der sich in Spanien mit Inquisitoren anlegte.

Extrahierte Erinnnerungen

In der Anfangssequenz sieht man Callum als Kind, als Erwachsener soll er dann eigentlich hingerichtet werden, aber er wacht wieder auf, neben ihm die Wissenschaftlerin Sofia (Marion Cotillard) in einer riesigen Festung, die der Firma ihres Vater Alan (Jeremy Irons) gehört. Und hier sollen nun die Erinnerungen seines Ahnen Aguilar extrahiert werden. Dazu wird er in eine riesige Maschine eingespannt, an allerhand Schläuchen und Drähten ist er mit ihr verbunden und sein Bewusstsein verlagert sich in das wüste Leben Aguilars. Dieser gehört den Assassinen an, er kämpft vorzugsweise gegen einen machtbesessenen Priester, aber eigentlich treten die Assassinen gegen den ganzen Templerorden an, der, statt sich aufzulösen (wie er es tatsächlich getan hat), im Geheimen versucht, Spanien zu unterjochen. Aguilar und der Priester versuchen, einander eine geheimnisvolle Kugel abzujagen, mit deren Hilfe man alle Menschen kontrollieren kann.

Das klingt irgendwie nach Lösungsaufgaben für ein Videospiel? Kein Wunder. "Assassin's Creed" ist die Verfilmung eines sehr erfolgreichen Videospiels gleichen Namens. Man kann darüber streiten, ob das wirklich eine gute Idee ist - wer das Spiel genug liebt, um deswegen ins Kino gehen, ist überkritisch und wird sich wundern, dass die meisten Figuren gar nicht aus dem Spiel stammen und die Gegenwart mehr als nur den bloßen Rahmen bildet. Wer es aber nicht spielt, dem ist es letztlich auch egal, wo genau der Regisseur Justin Kurzel, den Stoff herhat. Er hat auf jeden Fall ein eindrucksvolles Ensemble zusammengetrommelt, mit Fassbender und Cotillard hat er im vergangenen Jahr erst "Macbeth" fürs Kino gemacht.

Man versteht in "Assassin's Creed" leider nur so vieles nicht. Der Plot ist sehr unübersichtlich geraten, besonders für Zuschauer, die das Spiel nicht kennen. Was ein bisschen schade ist, denn erstens ist diese fantastische Welt des 15. Jahrhunderts, die der Film wiederauferstehen lässt - es wurde auf Malta gedreht - sehr faszinierend anzuschauen, voller schön choreografierter Kämpfe. Und zweitens passen Cotillard und Fassbender als Leinwandpaar so gut zusammen, dass man ihnen einen besseren Autor wünschen würde. Aber den hatten sie ja schon, und von einer Videospiel-Verfilmung zu erwarten, dass sie mit Shakespeare mithält, wäre auch vermessen. Es sind einzelne Szenen dabei, die einfach großartig sind, wenn Fassbender beispielsweise in der Erinnerungsmaschine hängt und wie ein Tänzer im modernen Ballett beginnt, die Bewegungen mitzumachen, die er vor seinem geistigen Auge sieht, bis er selbst ein so versierter Kämpfer ist wie Aguilar, von dem er die Streitlust geerbt hat und einen unbezwingbaren freien Willen.

Assassin's Creed, Frankreich/USA 2016 - Regie: Justin Kurzel. Drehbuch: Michael Lesslie, Adam Cooper, Bill Collage. Kamera: Adam Arkapaw. Mit: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleeson, Charlotte Rampling, Ariane Labed, Denis Ménochet. Fox, 115 Minuten.

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