Evelyn Waugh, das brillante Ekel:Ekstatische Körper

The Charleston

Als die Zwanziger so richtig röhrten, brachten die Londoner Partygänger die Verhältnisse zum Tanzen: Paar beim Charleston.

(Foto: Hulton Archive/Getty Images)

Nicht nur für "Downton Abbey" -Fans: Die Vorkriegsromane des anarchischen Evelyn Waugh sind böse Chroniken der britischen Dekadenz, über Lust und Laster.

Von Christopher Schmidt

Wer wissen will, wo sich die Serien-Macher von "Downton Abbey" inspirieren lassen, der lese Evelyn Waugh (1903-1966), den schreibenden Hardcore-Exzentriker und boshaftesten Tweedanzug-Träger, den das Vereinigte Königreich hervorgebracht hat. Lange wurde er reduziert auf seinen elegischen Untergangs-Roman "Wiedersehen mit Brideshead", diesen Abgesang auf das alte England der bröckelnden Herrensitze und der intakten Dekadenz. Zu Waughs raschem Kursverfall nach seinem Tod dürften nicht zuletzt seine provozierenden Ansichten beigetragen haben, die er gerne in Interviews kundtat, seine Ablehnung des Wohlfahrtsstaates etwa oder seine glühende Verteidigung der Todesstrafe. Waugh war ein erzreaktionärer Anarch und ein brillantes Ekel, einer, der Gift verspritzte, wenn er schrieb, und dessen eigener Tod so makabere Züge trug, dass er aus einem seiner Bücher stammen könnte: Man fand ihn leblos in seinem Haus, mit dem Kopf in der Kloschüssel.

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