Eva Hermans neues Buch:Hilfe, die Geschlechter werden abgeschafft!

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Frauen sollten selbstloser sein, findet Eva Herman - und bringt ein neues Buch heraus: "Das Überlebensprinzip". Einen neuen Vergleich hat sie auch schon parat.

Sarah Ehrmann

Rosa. Die Farbe für neugeborene Mädchen. Und für Weiblichkeit an sich. Keine schlechte Farbwahl, wenn man ein Buch vorstellen möchte, in dem von gottgegebener Geschlechterverteilung die Rede ist und in dem das Sich-Aneignen von männlichen Eigenschaften bei Frauen auf das Schärfste kritisiert wird.

Natürlich kommt Eva Herman zur Präsentation ihres neuen Buches "Das Überlebensprinzip - Warum wir die Schöpfung nicht täuschen können" (14,95 Euro, ab 5. Mai im Handel, Hänssler-Verlag) im rosa Blazer - und unterstreicht ihr Frausein zusätzlich mit einem knielangen cremefarbenen Satinkleid. Damit da keine Missverständnisse aufkommen.

Eva Herman wirkt angespannt bei der Buchpräsentation im Literaturhaus Stuttgart. Zwar sind die Sorgenfalten verschwunden - dennoch verharrt die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin in Lauerstellung. Es könnten sich ja unangenehme Fragen angehäuft haben bei den Journalisten-Kollegen. Haben sich aber offenbar nicht. Schließlich hat sie fast alle verklagt, die im vergangenen Jahr das verkürzte Zitat Eva Hermans zur Bedeutung der Frau in der Nazi-Zeit verbreitet hatten: RTL, Bild digital, dpa, ddp.

Die Männer vermissen das Weibliche

Wie auswendig gelernt trägt die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin nun ihre Phrasen vor: Dass sie die Unterbringung von Nachwuchs in überfüllten Kinderkrippen als Vernachlässigung empfindet (zur Veranschaulichung vergleicht Herman sie mit Legebatterien), dass Frauen von der Politik in die Erwerbstätigkeit gedrängt würden und dass die Gesellschaft drauf und dran sei, die Geschlechter abzuschaffen - diese Thesen sind der Öffentlichkeit aus ihrem Munde durchaus schon bekannt. Viel Neues ist nach den beiden Vorgängerwerken "Das Eva-Prinzip" und "Das Prinzip Arche Noah" nun nicht mehr dabei.

Zwei Auszüge: "Die Krippe gilt als Allheilmittel, als einziges Modell zur Förderung der Kinder. Dies ist ausgemachter Humbug mit gefährlichen und verheerenden Folgen. Sie dient einzig und alleine dazu, kleine Kinder abzuschieben, damit die Mütter arbeiten gehen können."

Und: "Die Männer vermissen das Weibliche in unserer Gesellschaft. Sie möchten Frauen haben, die ihrem Geschlecht entsprechend wirken, die weicher sind, verständnisvoller, und vor allem auch selbstloser."

Alles beim Alten also - außer dass die Moderatorin, die im vergangenen Jahr sozialpolitisch tüchtig für Wirbel gesorgt hat, nun offensiv menschelt. Von physiologischen Veränderungen und Hormonausschüttungen während der Schwangerschaft berichtet und Kinderbilder von sich mitveröffentlicht. Auch ihre Thesen, die damals so unschön falsch verstanden wurden, will sie nun doch noch einmal darlegen - um auf den Medienaufschrei zu reagieren. Es habe sie schon verletzt, wie einige Medienvertreter mit ihr umgegangen seien.

Sie schreibt: "Wenn jemand mit derartig unliebsamen Thesen daherkommt, das angeblich traditionelle Familienbild, welches in Wahrheit das natürliche ist, hervorhebt, so wird sofort die braune Keule über ihm geschwungen, damit er schlagartig in die rechte Ecke geschoben wird und ihm nicht weiter Gehör geschenkt wird. Er wird mundtot gemacht."

Man wird doch noch fragen dürfen

Ihr neues Werk ist ein Frage-Antwort-Buch, ein Gespräch mit Friedrich Hänssler, dem ehemaligen Leiter des christlichen Hänssler-Verlags, der "Das Überlebensprinzip" veröffentlicht. Hänssler war es auch, der die Initiative ergriffen, Eva Herman zu einem Gespräch eingeladen und ihr schließlich eine Buchveröffentlichung vorgeschlagen habe. "Man wird doch noch fragen dürfen", begründet er seinen Entschluss. Das Gespräch sei für ihn "höchst interessant" gewesen.

Eine Sonnebrille hat sich die ehemalige NDR-Moderatorin locker in die Haare gesteckt. Schließlich gehe es ihr gut, wie sie im Buch schreibt, wie die Welt sehen soll und wie sie auf Nachfrage gerne bestätigt: "Es geht mir gut." Eine Aussage ohne Einschränkung. Überwunden scheint der Wirbel um ihre beiden Vorgänger-Werke "Das Eva-Prinzip" und "Das Arche-Noah-Prinzip", in deren Zusammenhang Eva Herman zweideutige Aussagen zur Stellung der Familie und der Frau in der Nazi-Zeit gemacht, der NDR ihr schließlich die Zusammenarbeit gekündigt und Johannes B. Kerner sie aus seiner Show geworfen hatte.

Erst vergangene Woche stritten Hermans Anwälte wieder vor Gericht um die fristlose Kündigung beim Norddeutschen Rundfunk. Doch das Hamburger Arbeitsgericht entschied in einem Teilurteil, dass es kein festes Arbeitsverhältnis zwischen dem NDR und Eva Herman gegeben habe. Herman sei als freie Mitarbeiterin zu sehen. Enttäuscht über die Niederlage ist Herman, die sich in den vergangenen Monaten immer wieder missverstanden gefühlt hatte, aber nicht. "Das ist der Anfang eines langes Prozesses, der längst nicht entschieden ist. Wenn ich in diesem Punkt gut abgeschnitten hätte, dann wäre der NDR in Berufung gegangen - und nun wird es wohl so aussehen, dass wir in Berufung gehen", zwitschert sie gutgelaunt.

Die Kollegen der Journaille

Überhaupt scheint die Blondine vom Wirbel um ihre Person ziemlich unbeeindruckt zu sein. Ob sie glaubt, dass um ihr neues Buch ein ähnlicher Aufruhr entsteht? "Das kommt auf Sie, die Kollegen der Journaille an", sagt Herman. Dass sie selbst mit ihren bisherigen Äußerungen einen Fehler gemacht haben könne? Fehlanzeige: "Ich würde alles so wieder machen", schreibt Herman in "Das Schöpfungsprinzip".

Dabei wäre ein wenig Selbstreflexion mal gar nicht so unangebracht. Die Antwort auf die Frage "Was haben Sie gelernt?", endete bei Kerner in einer 58-minütigen Diskussionen - in deren Verlauf Herman stets einräumte, sie "würde alles genau wieder so machen". Ihr damaliger Verleger Christian Strasser zeigte sich daraufhin "tief bestürzt" über den Auftritt. Das Ganze sei "die größte Katastrophe", die er in seinen 40 Jahren als Verleger erlebt habe.

Frieder Trommer, Geschäftsführer des Hänssler-Verlages, scheint da anderer Meinung zu sein - kein Satz von Eva Herman, den er nicht mit einem Nicken, einem Lächeln und zustimmenden Worten quittiert. Er weiß: Der Eva-Herman-Fisch, den er da an der Angel hat, wird seinen Verlag ins Gespräch bringen.

Das ist auch ein Prinzip - ein Geschäftsprinzip.

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