Für DDR-Bürger war das "Drüben" ein paradoxes Gebilde aus verheißungsvoller Nähe und unendlicher Ferne. Drei Graphic Novels erinnern daran. Die Bilder.
Wie kein anderes ist das unscheinbare Wort "drüben" geeignet, etwas über das schwierige Verhältnis auszusagen, in dem die beiden deutschen Staaten zueinander standen. "Geh doch nach drüben!" - das war bis in die Achtziger die hilflos-aggressive Floskel, mit der Ältere die Kritik von Jüngeren an politischen und sozialen Missständen in der BRD abzuwehren versuchten. Und das "Drüben" der DDR-Bürger war ein paradoxes Ineinander von verheißungsvoller Nähe und unendlicher Ferne. Wer sich, trotz aller damit verbundenen Gefahren und Pressionen, eines Tages entschloss, zum Klassenfeind "abzuhauen" oder "rüberzumachen", der wechselte nicht nur über eine Grenze, sondern in eine andere Welt. So passt es durchaus, dass das Album "Da war mal was ..." von Flix im Untertitel "Erinnerungen an hier und drüben" heißt. Insgesamt 25 Leute hat der Comic-Zeichner befragt, 16 von ihnen sind unter Honecker aufgewachsen, neun unter Schmidt und Kohl.
Foto: (c) www.dawarmalwas.de
Text: Christoph Haas/SZ vom 04.11.2009/sueddeutsche.de/iko