Eklat um Ausstellung in Köln:Schweine am Kreuz

Sie klettern auf Balken und Kreuzen herum, ein Tier wird gekreuzigt. Siegfried Anzingers Bildzyklus mit Schweinen ist der Kunst-Station Sankt Peter in Köln zu viel. Eine Ausstellung in der Kirche wurde abgesagt, der Künstler ist erstaunt.

Cathrin Lorch

Der Dialog zwischen Kunst und Religion muss als ausgesetzt gelten - denn kurz vor der Eröffnung hat die Kunst-Station Sankt Peter in Köln eine Ausstellung mit Gemälden des Malers Siegfried Anzinger abgesagt "aus Sorge vor einer blasphemischen Interpretation seitens der Gläubigen", wie der Künstler in einer Erklärung schreibt.

Eklat um Ausstellung in Köln: Das "unheiligste Tier" in Verbindung mit dem "heiligsten Symbol" will der Beirat der Kunst-Station Sankt Peter nicht in Gemälden aufgehängt sehen.

Das "unheiligste Tier" in Verbindung mit dem "heiligsten Symbol" will der Beirat der Kunst-Station Sankt Peter nicht in Gemälden aufgehängt sehen.

(Foto: Galerie Julia Garnatz)

Die Schweine seien unzumutbar gewesen: Unter den 16 Gemälden eines Zyklus gab es nämlich zwei Bildtafeln, die zeigten, wie diese auf Balken und Kreuzen herumklettern, ein Tier wird auch gekreuzigt. Guido Schlimbach vom Beirat der Kunst-Station habe verlangt, die Motive nicht zu hängen, die das "unheiligste Tier" in Verbindung mit dem "heiligsten Symbol" zeigten.

"Ich wollte den Dialog mit der Gemeinde"

Doch der im Jahr 1953 in Österreich geborene Maler, der an der Kunstakademie in Düsseldorf lehrt, sagt, er habe nicht erwartet, ausgerechnet von dem "Beirat der Kunst-Station, der mich eingeladen hat, zensiert zu werden". Zumal der Künstler seinen Zyklus bereits dem Pfarrer der Gemeinde, Werner Holter, gezeigt hatte. Der habe in den Bildern keinen Angriff gesehen und "sogar dafür gekämpft, dass die gezeigt werden".

Anzinger war zudem bereit, statt im Altarraum der spätgotischen Basilika auf der Empore oder in der Taufkapelle auszustellen. "Ich wollte den Dialog mit der Gemeinde und bin mir sicher, die Gläubigen hätten die Bilder gut gefunden. Hätte sich jemand beleidigt gefühlt, hätte ich sofort abgehängt", sagt Anzinger, der zwei der Gemälde jetzt in Köln bei seiner Galeristin Julia Garnatz ausstellt.

Wenig souverän

Der Zensurvorwurf beschädigt eine der renommiertesten Ausstellungs-Institutionen der katholischen Kirche in Deutschland. Die von Friedhelm Menneckes Ende der achtziger Jahre begründete Initiative brachte so herausragende Künstler wie Anish Kapoor, Martin Creed oder Gregor Schneider in den Sakralraum. Seit seiner Pensionierung setzt ein Beirat seine Arbeit fort.

Doch zeigt der Eklat, wie wenig souverän die Kirche agiert: Auch der in drei Teile zersprengte Kreuzaltar von Eduardo Chillida darf seit dem Jahr 2004 - nach einem Verbot der Römischen Kongregation - nicht mehr benutzt werden.

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