"Ein Atem" im Kino:Mein Job, meine Familie, mein Problem

"Ein Atem" im Kino: Dicke Luft: Tessa (Jördis Triebel, vorne) und Jan (Benjamin Sadler) sind in eine verfahrene Situation geraten.

Dicke Luft: Tessa (Jördis Triebel, vorne) und Jan (Benjamin Sadler) sind in eine verfahrene Situation geraten.

(Foto: Wild Bunch Germany)

Das Drama der Doppelbelastung moderner Frauen: In "Ein Atem" erzählt Christian Zübert dieselbe Geschichte aus zwei Perspektiven. Und zeigt so eindrucksvoll auf, wie sehr die Realität im Auge des Betrachters liegt.

Von Susanne Hermanski

"Ein Atem" wäre der typisch deutsche Problemfilm: Eine deutsche übellaunige Oberschicht-Tussi, die zu spät Mutter geworden ist und in ihrem Agentur-Job massiv unter Druck steht, beutet jetzt eine tolle samtäuge Griechin aus, der nichts anderes übrig geblieben ist, als die Heimat zu verlassen, weil es dort keine beruflichen Perspektiven gibt. Schon gar nicht für junge, samtäugige Akademikerinnen.

Doch macht Christian Zübert aus "Ein Atem" mit einem Kunstgriff einen atypischen deutschen Problemfilm. Denn nach der Hälfte der Laufzeit wechselt er kurzerhand die Perspektive. Er zeigt das Ganze noch einmal aus dem Blickwinkel der deutschen Tessa (Jördis Triebel), die plötzlich gar nicht mehr so sehr rabenmütterlich erscheint.

Tolle Kamera

Denn Tessa, die in Teil eins als keifende, überforderte Prinzipienreiterin erscheint, bekommt nun ein menschliches Antlitz. Und das nicht nur, weil auch Elena in ihren Unzulänglichkeiten gezeigt wird: Elena, die massiv mit sich selbst beschäftigt ist, weil sie feststellt, ihrerseits schwanger zu sein - lässt kurzerhand das ihr anvertraute Kind der Deutschen vor der Bäckerei im Kinderwagen allein. Als sie mit einem Gebäckstück für das Kleinkind wieder herauskommt, ist der Kinderwagen leer, das Baby verschwunden.

Jener Schockmoment markiert exakt den Augenblick des Perspektivwechsels. Erst erzählt Zübert, was bisher geschah erneut. Dann führt er die ganze Szenerie fort in Athen. Als Krimi mit gesellschaftskritischem Touch. Der sieht dank toller Kamera gut aus, wirkt aber trotzdem mühsam.

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