Dokumentarfilm "Still":Jenseits der Idylle

Dokumentarfilm 'Still'

Bäuerin Uschi mit einer Kuh auf ihrer Alm.

(Foto: dpa)

Zehn Jahre hat Regisseur Matti Bauer die Bäuerin Uschi begleitet. Sein Film "Still" zeigt die harte Arbeit auf dem Hof, Bauernstolz und Eigensinn, aber auch die Freiheiten und Einschränkungen der Gegenwart - und lässt den Zuschauer stillesüchtig werden.

Von Martina Knoben

Ein Almsommer in Schwarz-Weiß. Bäuerliches Leben, eine Hütte, Kühe, eine eigenwillige Ziege und eine ebenso eigenwillige Almerin, Uschi, die den elterlichen Hof ausgerechnet in der arbeitsreichsten Zeit des Jahres im Stich ließ, um das Vieh eines anderen Bauern zu hüten. Selbstbewusst ist sie, etwas verwegen und schön. Warum sie auf der Alm sei? "Ich bin stillesüchtig."

Über zehn Jahre hat der aus Dießen am Ammersee stammende Regisseur Matti Bauer Uschi begleitet: ihre Schwangerschaft nach dem Almsommer, die Trennung vom Vater des Kindes, das Heranwachsen ihres Sohnes auf dem großelterlichen Hof - und vor allem Uschis Ringen, diesen Hof zu übernehmen. In Bildern, die von fern an die Zeit- und Menschenbilder August Sanders erinnern, findet der Regisseur das Immer-noch-Gültige bäuerlichen Lebens, harte Arbeit, Bauernstolz und Eigensinn, aber auch die Freiheiten und Einschränkungen der Gegenwart.

Uschi verliebt sich in einen Piloten und bleibt bei ihm, obwohl der auf dem Hof kaum anpacken kann - das wäre früher undenkbar gewesen. Unvorstellbar aber auch, dass Uschi einmal viele Kühe verkaufen würde, weil sie die Arbeit allein nicht schafft und die Milchpreise so schlecht sind: "Manchmal wünsche ich mir ein paar Lebensmittelskandale mehr, damit die Menschen wieder mehr auf die Qualität der Lebensmittel schauen."

Am Ende ist viel Zeit vergangen, man sieht ihre Spuren in den Körpern und Gesichtern. Uschi hat sich ihre Entscheidung mit dem Hof schwer gemacht, aber auch bei großen Lebensentscheidungen geht es still zu in diesem Film. Auch der Zuschauer ist am Ende ein wenig stillesüchtig geworden.

Still, D 2013 - Regie, Buch: Matti Bauer. Kamera: Klaus Lautenbacher. Verleih: Zorro, 80 Minuten.

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