Dokumentarfilm:Die Macht des Souveräns

Dokumentarfilm: Zur Premiere der Doku über seinen Fall wird Gustl Mollath persönlich erwartet.

Zur Premiere der Doku über seinen Fall wird Gustl Mollath persönlich erwartet.

Der Fall des Gustl Mollath hat in den vergangenen Jahren für viel Aufsehen gesorgt. In der Reihe "Neues Deutsches Kino" wird die unglaubliche Justiz-Posse nun in "Mollath - Und plötzlich bist du verrückt" erzählt.

Von Josef Grübl

Was Frau Justitia angeht, gab es in Bayern in den vergangenen Jahren einen deutlichen Vertrauensverlust. Skandale wie die Berufung eines Neonazis in ein Richteramt oder die unfreiwillige Freilassung eines mutmaßlichen Vergewaltigers erschütterten den Freistaat. Am meisten Aufsehen erregte aber der Fall des Nürnbergers Gustl Mollath, der siebeneinhalb Jahre in der geschlossenen Psychiatrie festgehalten wurde. Dort würde er vermutlich heute noch sitzen, wenn die Medien nicht auf seinen Fall aufmerksam geworden wären. Mollath kam frei und löste eine Debatte über die Unterbringung in psychiatrischen Kliniken aus.

Die beiden HFF-Studentinnen Leonie Stade und Annika Blendl haben ihn in der Zeit vor dem Beginn des Wiederaufnahmeverfahrens begleitet, im Dokumentarfilm Mollath - Und plötzlich bist du verrückt werfen sie einen Blick auf den Menschen Mollath und die Macht der Medien. Ein interessantes Thema, passiert es doch nicht allzu oft, dass jemand innerhalb kurzer Zeit vom Opfer zum Helden wird. Die Regisseurinnen lassen Gustl Mollath ausgiebig zu Wort kommen, dieser scheint selbst noch ganz ergriffen von seiner Geschichte zu sein und steigert sich mitunter in abenteuerliche Verschwörungstheorien hinein. Damit holt er sich selbst wieder vom Sockel, auf dem er vermutlich nie stehen wollte. Auch die Rolle seines Verteidigers sowie die Ansichten einiger kritischen Journalisten machen aus dem Fall ein spannendes Stück Zeitgeschichte. Der Film hat am 26.6., 17 Uhr, im Arri Premiere. (Wiederholungen am 29.6., 22.30h, Arri und am 30.6., 9.30h, City)

Um die Macht des Staates geht es auch in einem weiteren Dokumentarfilm der Reihe Neues Deutsches Kino: Staatsdiener beginnt mit Routineeinsätzen der Polizei, mal hat jemand zu laut gefeiert, dann wieder geht es um die Erfassung von Personendaten. Das Besondere dabei: Es handelt sich um Übungen, mit denen Studenten an der Polizeischule auf ihren Berufsalltag vorbereitet werden. Regisseurin Marie Wilke verzichtet auf Off-Kommentare und bietet einen erfrischenden Blick auf einen Berufsstand, fernab jeglicher Krimiklischees. (Premiere am 1.7., 17h, Arri, weitere Vorführungen am 2.7., 22:30h, HFF und am 4.7., 19h, City).

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