Dinosaurier:Tristanosaurus Rex

Dinosaurier: Kein Scherz, dieser Dinosaurier hatte Zahnprobleme.

Kein Scherz, dieser Dinosaurier hatte Zahnprobleme.

(Foto: Carola Radke)

Das Berliner Naturkundemuseum zeigt ab sofort das hervorragend erhaltene, schwarze Skelett eines Riesensauriers.

Von Rudolf Neumaier

Tristan, mit vollem Namen Tristan Otto, ist das Skelett eines Dinosauriers, das Berlin noch besonderer machen soll, als es sich jetzt schon oft fühlt. Tristan ist ein außergewöhnliches Präparat, denn es handelt sich um die beeindruckenden Überreste eines Tyrannosaurus Rex, des fürchterlichsten aller Dinosaurier. T-Rex nennen ihn Connaisseure. Dieser T-Rex ist für alles Monströse Archetyp und Prototyp zugleich. Einen Menschen hätte das Tier mit zwei Bissen verschluckt. So zart seine Vorderpfötchen wirken, so gewaltig sind seine Zähne. Tristan Otto und dieses Gebiss? Bei der Namenswahl paarte sich ein guter Schuss Evolutionsforscher-Ironie mit dem Gespür für effektives Museumsmarketing.

Das Skelett hat im Berliner Naturkundemuseum, einem der herausragenden seiner Art, einen eigenen Raum bekommen und ist erschröcklich inszeniert. Anders als die meisten anderen Dinosaurier-Skelette ist Tristan schwarz. Das liegt an der Einlagerung dunkler Pigmente, die sich in den vergangenen 66 Millionen Jahren bei Zerfallsprozessen im luftdichten Raum bildeten.

Tristan Otto gehört dem amerikanischen Unternehmer und Fossilien- und Handschriftensammler Niels Nielsen. Er erwarb das Skelett, als es vor fünf Jahren in Montana gefunden und ausgegraben wurde. Dann suchte er ein Museum dafür. Im vergangenen Januar traf er Johannes Vogel, den Generaldirektor des Naturkundemuseums und im Privatleben Ehemann der Ururenkelin Charles Darwins. Nun steht sein Tyrannosaurus Rex mit 170 der ursprünglich 300 Originalknochen an der Berliner Invalidenstraße. Höhe: vier Meter. Länge: zwölf Meter. Schädelgewicht: 180 Kilogramm - so schwer, dass er in einer separaten Vitrine liegt. Er ist der vollständigste Schädel, der bisher auf der Welt bekannt ist.

Johannes Vogel vergleicht die Bedeutung dieses naturkulturellen Ereignisses mit der Kunst: "Den Tristan für Berlin zu bekommen, das ist, wie wenn Paris die Mona Lisa hierhergeben würde." Aus Freude über seinen Coup ließ er eine limitierte Auflage von Tristan-Krawatten mit der Silhouette zweier Reißzähne herstellen. Wie das laufende Rad als Logo vor der Berliner Volksbühne steht, werden diese Zähne das Naturkundemuseum prägen. Zumindest für die nächsten drei Jahre, so lang läuft der Tristan-Otto-Vertrag mit Niels Nielsen vorerst.

Da es sich beim Berliner Museum für Naturkunde auch um ein Forschungsinstitut handelt, nehmen Wissenschaftler diverser Disziplinen das Skelett unter die Lupe. Mit ihren Ergebnissen wollen sie die Ausstellung ergänzen. Unter anderem sind Paläopathologen zugange. Tristans Gebiss, so viel wissen sie schon jetzt, weist krankhafte Veränderungen auf: Schwellungen am rechten Unterkiefer, Zahnanomalien am Oberkiefer, Veränderungen an Zahnkronen und Wurzeln. "Man kann sich vorstellen", sagen die Forscher, "dass eine Infektion des Unterkiefers extrem schmerzhaft war und er deshalb geschont wurde, soweit das ging." Tristan Otto und seine Zahnprobleme - ein weites, offenes Feld.

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