Digitale Debatte:Machtkampf

Wer darf das iPhone eines Terroristen knacken? Wer muss? Beim Streit zwischen Apple und dem FBI geht es um Grundsatzfragen.

Von Johannes Boie

Seit Tagen verweigert Apple der amerikanischen Bundespolizei FBI Hilfe dabei, ein iPhone zu knacken. Das Gerät gehörte einem Terroristen. Über den Fall hinaus entsteht eine Debatte, in der es um die Frage geht, wer am längeren Hebel sitzt: Die Digitalkonzerne, die unser Leben mit ihren Produkten so verändern, wie das zuletzt der Buchdruck geschafft hat. Oder die Staatsgewalt, demokratietheoretisch ein konstitutives Element westlicher Demokratien.

Den Streit eröffnete Apple-Chef Tim Cook: Wenn Apple es ermöglicht, ein einzelnes iPhone zu knacken, könnte die Technik "immer und immer wieder" verwendet werden. Seine Position teilen Datenschützer und Netztheoretiker, wie auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Google-Chef Sundar Pichai. Letzterer schreibt, wenn Behörden auf gesetzlich geregelter Basis Einblicke in Kundendaten verlangten, sei das "etwas komplett anderes, als zu verlangen, dass sie sich in Geräte hacken." Für Apple ist der Fall auch eine Möglichkeit, sich als Datenschützer zu präsentieren. Ein Vertreter des amerikanischen Justizministerium sagte deshalb vor Gericht, Apple wäre "Marketing" wichtiger als gesetzeskonformes Verhalten. Microsoft-Gründer Bill Gates teilt die Ansicht, Apple solle nachgeben. Aus dem FBI-Hauptquartier in Washington DC heißt es, weder die Behörde noch Apple hätten über "das Spannungsverhältnis zwischen Datenschutz und Sicherheit" zu entscheiden, sondern "das amerikanische Volk". Derweil wartet der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan darauf, dass Apple in die Knie gezwungen wird. Im Gespräch mit der New York Times sagte er, er wolle "Hunderte iPhones" knacken lassen.

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