Hallervorden zum 75.:Der schönste Mann in unserer Mietskaserne

Trommelwirbel, Sprung aus der Torte und als Geschenk eine Flasche Pommes und ein lautes Palim-Palim: "Didi" Hallervorden, der als Slapstick-Künstler Einschaltquoten von mehr als 50 Prozent erreichte, wird 75.

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Dieter Hallervorden

Quelle: dpa/Dieter Hallervorden in dem Film "1 1/2 Ritter"

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Trommelwirbel, Sprung aus der Torte und als Geschenk eine Flasche Pommes und ein lautes Palim-Palim: "Didi" Hallervorden, der in den 70er Jahren als Slapstick-Künstler mit "Nonstop-Nonsens" Einschaltquoten von mehr als 50 Prozent erreichte, wird an diesem Sonntag 75 Jahre alt. Die Bilder.

Eine große Geburtstagsgala hat die ARD bereits anlässlich seines 70. Wiegenfestes geschmissen - nun legte sie am späten Samstag Abend mit der Doku "Der Überflieger. Dieter Hallervorden zum 75.Geburtstag" nach. Komik lebt nun einmal von der Wiederholung, wie Hallervorden selbst sagen würde. Zumal er nach eigenen Angaben über die Begabung verfügt, "Lob und Anerkennung im unbegrenztem Maße ertragen zu können". Besonders dann, wenn auch die kritische, satirische Seite seiner Kunst Erwähnung findet.

Die wurde durch sein "Didi"-Grinsen, das sich der Nation eingeprägt hat, gerne verdrängt. Doch bei aller Liebe zur Wiederholung in seinen Sketchen - Dieter Hallervorden hat in seinem Leben immer wieder Neuanfänge gewagt.

Text: Lena Schilder/sueddeutsche.de/rus

Dieter Hallervorden

Quelle: dpa

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1935 in Dessau geboren, wächst der junge Dieter in der ebenfalls noch jungen DDR auf, studiert Romanistik und Publizistik und arbeitet schließlich als Dolmetscher in Ost-Berlin. Doch von Konformismus keine Spur: Dieter hält sich nicht mit Simultanübersetzungen auf, sondern lässt eigene, kritische Kommentare in die Worte der anderen einfließen. Was irgendwann auffällt, und natürlich nicht so gut ankommt. Da bleibt nur noch die Flucht in den Westen, zum damaligen Zeitpunkt (1958) mangels Mauer noch per S-Bahn möglich. Auf die DDR war er fortan nicht so gut zu sprechen - selbst einen Anschlag auf SED-Chef Walter Ulbricht soll er mitgeplant haben. Ein "Dumme-Jungs-Plan", wie er später sagt. Die Liebe zu Frankreich aus seinen Studientagen hingegen ist geblieben. Mit seiner zweiten Ehefrau und dem gemeinsamen, heute zwölfjährigen Sohn lebt er inzwischen in Trégastel, einer 17.000 Quadratmeter großen Insel in der Bretagne.

Dieter Hallervorden in dem Film  "Das Millionenspiel"

Quelle: WDR/dpa

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Als Dieter noch nicht "Didi" war, war er ernsthafter Schauspieler. Damals gab er zum Beispiel 1970 den Gangsterboss Köhler in dem Film "Das Millionenspiel" und 1974 in "Der Springteufel" einen aus der Irrenanstalt entflohenen Anhalter.

Richtig bekannt wurde er aber erst, als er sich sich auf die Komik verlegte, weg vom politischen Kabarett hin zum Slapstick. Erst in der satirischen Revue "Abramakabra" mit Helga Feddersen, dann in "Grand Gala dreimal klingeln" und schließlich in "Nonstop Nonsens" (1975). Zu dieser Zeit wird sein alter ego "Didi" geboren, der ihn bis heute verfolgt - und ihn zeitweilig zum gründlichsten Straßenfeger der Republik werden ließ.

Dieter Hallervorden

Quelle: dpa/Fußball-Sketch mit Kabarett-Partner Richard Rogler

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Als blödelnder "Didi" wurde Hallervorden zur eingetragenen Marke, die ihm noch heute Spitznamen wie "Nervensäge", "Hofnarr der späten Bonner Republik", "Mann für pausenlosen Nonsens" und "Hofkasper" einbringt.

Böse und bissig war sein Humor eben nie. Ätzend war er auch nicht. Im Rückblick wirkt sein Humor heute ein bisschen betulich: Mit Perücke, falschen Zähnen und Brusthaar-Toupet suchte Hallervorden als Berliner Vorzeigespießer regelmäßig die deutschen Wohnzimmer heim. Das ist nicht die Art von schnellem Ping-Pong-Humor, mit der man heute Komik transportiert. Dennoch gilt Hallervorden bis jetzt als Stammvater des Slapstick, und damit als ein Gründer der Comedy-Bewegung, die inzwischen alle TV-Programme füllt. Dabei war er eines wirklich nie: peinlich.

Dieter Hallervorden

Quelle: dpa

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Auch im Film machte er sich später wieder, in den achtziger Jahren, als Meister des Klamauks zu einem Begriff. Filme wie "Ach du lieber Harry" (1981), "Alles im Eimer" (1981) und "Didi, der Doppelgänger" (1984) waren Kassenschlager, die auch international Anklang fanden. "Der Doppelgänger" etwa, der ihn in einer Doppelrolle zeigt, wurde in 37 Länder verkauft.

Doch irgendwann hatte Hallervorden genug vom Blödel-Image und vom grimassenschneidenden Didi. Das Problem war: Seine Fans sahen das anders. Dass im Fernsehen seine populärsten Sketche ständig wiederholt wurden, gerne auch zu Weihnachten und Silvester noch Jahrzehnte später, war dem Imagewechsel nicht gerade förderlich. Wenn man bedenkt, dass sie große Titel trugen wie "Ich bin der schönste Mann in unserer Mietskaserne" und "Schnuffi, schnuffi, schneuf".

Erst mit "Hallervordens Spott-Light" wurde er 1994 von der ARD als politischer Komiker eingesetzt. 

Verstehen Sie Spass?

Quelle: dpa

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Anfang 1996 übernahm er dann von Harald Schmidt die Moderation für "Verstehen Sie Spass?". Dafür griff Hallervorden auf seine altbewähren Steckenpferde Slapstick und Comedy zurück. Für die Sendung war das frischer Wind, für Dieter eine neue "Didi"-Phase. Sein Gastspiel währte nur sieben Sendungen lang, ehe er die Kündigung einreichte. Der Grund: Er habe "keine Lust mein Gesicht für eine Sendung hinzuhalten, die man besser machen könnte." Auf ihn folgte Cherno Jobatey.

Dieter Hallervorden

Quelle: dpa/Dieter Hallervorden beim Comedy-Preis 2003

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Dass sich der Comedy-Urvater vor Preisen kaum retten könne, kann man nicht behaupten - verglichen mit manchem Kollegen, der mit weit weniger Erfolg weit mehr Auszeichnungen bekommen hat. Unter anderem darf Hallervorden aber immerhin einen Bambi, einen Telestar und den Deutschen Comedypreis sein eigen nennen. Zudem ist er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Dessau. Als wichtiger gilt ihm aber eh die Gunst des Publikums. Und die ist ihm nach wie vor sicher. Auch wenn es für ihn bisweilen anstrengend ist, wenn die Öffentlichkeit permanent Grimassen erwartet.  Ein kleiner Tipp: Es gibt sicherlich originellere Geschenke für den Jubilar als eine Flasche Pommes. 

Dieter Hallervorden wird 75

Quelle: dpa

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Während andere Urgesteine der deutschen Unterhaltungsbranche inzwischen ihren wohlverdienten Ruhestand genießen, ist Hallervorden aber auch im stolzen Alter von 75 noch nicht müde. Sein 50-jähriges Bühnenjubiläum hat er lange hinter sich. Im Dezember 2008 übernahm er mit seiner Firma Halliwood das Berliner Schlosspark- Theater, in dessen Umbau er sein Privatvermögen investierte. Seitdem verbringt er als Theaterleiter seine Tage. "Wer immer schmunzelnd sich bemüht" hieß seine Biografie - möge ihm das Schmunzeln stets erhalten bleiben. Herzlichen Glückwunsch, Dieter Hallervorden!    

© sueddeutsche.de/rus/mel
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