Dichtkunst:Die gerettete Stimme

Paul Celans Vortragsart hat provoziert. Jetzt ist eine Radioaufnahme aus dem Jahr 1952 aufgetaucht.

Von Helmut Böttiger

Die Stimme Paul Celans, seine Art des Gedichtvortrags boten immer wieder Anlass für Spekulationen. Bei der mythenumrankten Tagung der Gruppe 47 im Ostseebad Niendorf im Mai 1952, durch die Celan nach etlichen vergeblichen Anläufen bei anderen Institutionen endlich im deutschen Literaturbetrieb reüssierte, fiel sein Burgtheaterton auf, sein an Schauspielern wie Alexander Moissi orientiertes Sprechen. In den literarischen Kreisen der frühen Bundesrepublik, die sich dezidiert von einem pathetischen Ton absetzen und der Nazisprache Nüchternheit und Sachlichkeit entgegensetzen wollten, musste das einige Protagonisten irritieren. Celans Aufstieg zum meistdiskutierten Lyriker seiner Zeit hing jedoch unmittelbar damit zusammen.

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