Dialogfreie Bühnenshows:Da fehlen die Worte

Oder auch nicht: Mit Trommeln und Stampfen, mit Wirbeln und Tanzen zeigen diese Showacts, dass es auf der Bühne keiner großen Worte bedarf, wenn man um große Gesten nicht verlegen ist. Ein Überblick über die erfolgreichsten dialogfreien Darstellungen - in Bildern.

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Da fehlen die Worte - oder auch nicht: Mit Trommeln und Stampfen, mit Wirbeln und Tanzen zeigen diese Showacts, dass es auf der Bühne keiner großen Worte bedarf, wenn man um große Gesten nicht verlegen ist. Ein Überblick über die erfolgreichsten dialogfreien Darstellungen - in Bildern. Ein energiegeladenes Märchen der Neuzeit: Die US-Tanz-Gruppe Pilobolus, die derzeit recht erfolgreich durch Deutschland tourt, ... Text: Christin Müller/sueddeutsche.de/rus

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(Foto: REUTERS)

... wurde 1971 in Connecticut gegründet und nimmt es in ihrem aktuellen Programm mit dem ursprünglich aus der chinesischen Tradition stammenden Schattentheater auf. Ihre Utensilien: Licht und Leinwand. Wenn man sich anschaut, was sonst inzwischen auf Bühnen mittels neuester Technik geboten wird, muten diese schlichten Zutaten geradezu mittelalterlich an. Und auch die für den Zuschauer auf der Leinwand sichtbare Geschichte, in der aus Menschen in Sekundenschnelle Elefanten, Autos oder fleischfressende Pflanzen werden,...

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(Foto: REUTERS)

...sieht auf der anderen Seite der Leinwand erst mal ganz banal aus: Halbnackte Tänzer huschen durch Lichtkegel, verbiegen ihre Körper und nutzen verschiedene Schärfebereiche, um die Fantasie anzuregen. Doch die geschickt verwobenen Versatzstücke von Theater, Akrobatik und Tanz schaffen gerade durch die Vision einer spielerischen Leichtigkeit für den Zuschauer ein Gefühl von Perfektion - und haben damit Erfolg:

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(Foto: dapd)

Ihr neues Stück "Shadowland" erzählt die Fabel von einem jungen Mädchen, das in ein Tier verwandelt wird. Auf seinem Weg durch die geheimnisumwobene Welt des Schattens, irrt es durch ein modernes Märchen-Labyrinth, stößt auf bizarre Gestalten, ...

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... scheinbar wildgewordene Tänzer schießen aus dem Nichts hervor, um dann wieder zum nächsten Darsteller-Knäuel zusammenzufallen, bevor sie in neuer Gestalt umherwirbeln und das arme Wesen - und den Zuschauer - mindestens so faszinieren wie verwirren. Das neue Programm knüpft an das Programm bei der Oscar-Verleihung 2007 an, wo sich die Tanzgruppe mit dieser Aufführ-Technik der Welt präsentierte, und wofür sie inzwischen als "neue Dimension von Schattentanz" von den Kritikern gelobt wird. Ihren wundersamen Namen verdankt die Gruppe übrigens einem sporenverschießendem Pilz. Derzeit gastieren Pilobolus noch bis zum 31. Juli in Berlin, vom 3. bis 8. August in Köln, danach in Stuttgart.

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Von abgegriffenen Besen zu scheppernden Aluminium-Mülldeckeln über Chemikalientonnen: Bei der britischen Perkussionsperfomance-Gruppe Stomp geht es zuweilen etwas lauter zu. Das Ensemble verwendet für seine Trommel-Show Gegenstände, die andere schon längst auf der Mülldeponie sahen. Musik kann man das hervorgebrachte Krachwerk zwar nur am Rande nennen, es geht den Künstlern eher darum, durch den hervorgebrachten Rhythmus zu bewegen. Der ist nämlich universal und unabhängig vom Musikgeschmack.

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Zwei Trommler, ein Softwareentwickler, viel blaue Farbe: Zum durchschlagenden internationalen Erfolg verhalfen der Blue Man Group ihre spezielle Mischung aus Musik, Performance und Komik - und nicht zuletzt ihre leuchtende Maskerade. Mitunter geht es auf der Bühne wild und scheinbar chaotisch zu - vor allem, wenn die drei Protagonisten versuchen, aus langen Plastikröhren die richtigen Töne herauszubekommen, mit Farbkugeln um sich zu schießen oder auf Trommeln hämmernd bunte Fontänen hervorzurufen. Unterstützung erhalten sie durch weitere Mitglieder, die - allerdings nicht ganz in Blau - für die musikalische Untermalung des optischen Spektakels sorgen. Bei all dem Trubel darf sich nur eins nicht ändern: der immer emotionslose Gesichtsausdruck. Zu sehen ist die Show täglich im Bluemax-Theater in Berlin.

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(Foto: Getty Images)

Ohne große Dialoge zu begeistern, das schaffen die zuvor genannten Acts regelmäßig  - Mummenschanz setzen aber noch eins drauf, mit einer Pantomime der besonderen Art: Mal verbergen die Darsteller der Schweizer Formation ihre Gesichter in selbst gemalten oder aus Knetmasse geformten Masken, ein anderes Mal steckt der Oberkörper in der Knete, oder die Künstler verschwinden vollends in ihren Knetfiguren und erwecken sie damit von innen zum Leben. So bewegen sich Steine, Röhren und Fabelwesen auf wundersam anziehende Weise durch das Programm - Erfolg haben die Schweizer damit auf der ganzen Welt, selbst am Broadway fanden sie drei Jahre lang ihr Publikum. Die New York Times spricht vom "Großvater der wortlosen, skurrilen Nonsense-Spektakel". Von diesem Herbst an tourt die Gruppe erneut um die Welt, am, 4. Oktober startet die Jubiläumstournee in Zürich - schließlich gibt es etwas zu feiern: 40 Jahre Mummenschanz.

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(Foto: REUTERS)

Holzstäbe, bunte Fächer oder Plastikröhren: Zur Unterstützung erlaubt sind die geringsten Materialien und alles, was die atemberaubende Illusion aufrecht erhält, die US-amerikanische Tanzgruppe Momix  könne wirklich zaubern. Hauptdarsteller ist hier die Körperspannung. Die Tänzer verketten sich in akrobatischen Höchstleistungen ineinander und werden zu scheinbar unzertrennlichen Einheiten, sausen mit Rollbrettern über den Boden, imitieren mit ihren Körpern ein Kugelstoßpendel oder scheinen schlicht schwerelos zu sein. So auch die in ein fleischfarbenes Höschen verpackte Tänzerin in dem Stück "Botanica", die sich auf einem Spiegel windet und dank der Optiklehre und mit viel Grazie den gewünschten Effekt erzielt: Die Imitation des Kampfes eines noch unsicheren Samen-Sprosses auf seinem Weg zur Oberfläche.

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(Foto: dpa)

Was im modernen kanadischen Akrobatik-Zirkus fehlt, ist nicht nur die kreisrunde Manege unterm Zeltdach, sondern auch der dazugehörende Sand auf dem Boden - und natürlich die wilden Tiere. Auf wagemutige Messerschlucker, anmutige Balletttänzerinnen und asiatische Schlangenfrauen muss das Publikum von Cirque du Soleil allerdings nicht verzichten: In halsbrecherischen akrobatischen Choreographien schwingen sich die Darsteller von Trapez zu Trapez oder stellen am Boden ihr atemberaubendes turnerisches Können unter Beweis  - immer schön in hautengen Kostümen. Mit so viel Körperlichkeit wird der Cirque du Soleil zu einem der faszinierendsten akrobatischen Showacts der Gegenwart - da fehlen nicht nur auf der Bühne die Worte, sondern auch manchem Zuschauer.

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