Deutscher Filmpreis:Toni Erdmann

Maren Ades Film "Toni Erdmann" gewann am Freitag in Berlin sechs Lolas. Sandra Hüller und Peter Simonischek wurden als beste Hauptdarsteller geehrt.

Von Anke Sterneborg

Von Frauen werde immer gefordert, dass sie stark sein müssten, um es zu etwas zu bringen, moniert Alexander Fehling als Pate für die Lola für die beste Hauptdarstellerin. Und dann beschreibt er den Zauber der drei zur Wahl stehenden Figuren in "24 Wochen", "Wild" und "Toni Erdmann", die auf unterschiedliche Weise mit ihrer Lebenssituation hadern und ringen, die zweifeln und trotzdem weiterkämpfen. "Um außergewöhnlich, überraschend und tollkühn zu sein, müssen sie nicht stark sein", entrüstet sich Fehling. "Es gibt zu wenig komplexe und dreidimensionale Frauen und das ist einfach eine Frechheit!"

Wie groß die Sehnsucht nach solchen Frauen ist, hat die Verleihung der deutschen Filmpreise am Freitagabend in Berlin gezeigt: Beste Regie und goldene Lola für den besten Film für Maren Ades "Toni Erdmann", der auch seine anderen vier Nominierungen einlösen konnte (beste Hauptdarstellerin Sandra Hüller, bester Hauptdarsteller Peter Simonischek, bestes Drehbuch und bester Schnitt). Dadurch wurde Chris Kraus, der mit acht Nominierungen für "Die Blumen des Bösen" als zahlenmäßiger Favorit in den Abend gegangen war, zum Verlierer, was nicht als Statement gegen einen Film zu verstehen sein sollte, der auch gewagt, frech und leidenschaftlich im Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus ist.

Nachdem in 75 Jahren deutscher Filmpreis nur vier Frauen für die beste Regie ausgezeichnet wurden, konnten sie in diesem Jahr kräftig aufholen. Die silberne Lola für den zweitbesten Film ging an Anne Zohra Berracheds Drama um die Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftspätabbruch "24 Wochen", die bronzene Lola an Nicolette Krebitz' "Wild", eine aberwitzige Amour Fou zwischen einer Frau und einem Wolf. Die Unausweichlichkeit dieser Entscheidung hatte Fehling im Grunde schon vorweggenommen, in seiner Beschreibung der Hauptfiguren.

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