Sie haben einen steilen Aufstieg hinter sich, die F-Adjektive. Schon geraume Zeit vermehren sie sich in den deutschsprachigen Zeitungen wie Schimmel auf einem vergessenen Käse. Sie lauten "furios", "famos", "fulminant", alles ganz fabelhafte Worte, die immer und überall zu passen scheinen.
Allein in den vergangenen 24 Stunden waren laut Google 27 Sportereignisse, Bücher, Bands genauso furios wie die Mannheimer Konzertreihe "Pro Arte", die Volleyball-Landesliga und der Stangentanz von "Star Agnes" (wer immer das auch sein mag). Aber sind sie wirklich aufgestiegen, oder doch abgestiegen?
"Fulminant" geht auf den lateinischen Begriff für Blitz (fulmen) zurück, jetzt blitzt da nur noch altbackenes Bildungsbürgergehabe. Funktionieren Superlative nur noch mit Umweg über das 19. Jahrhundert? Also mit einer eingebauten Distanz, die aber nicht klassisch ironisch, das heißt rhetorisch, sondern läppisch historisch funktioniert?
Wer so schreibt, drückt sich um eine Haltung
Schade daran: Wer so schreibt, drückt sich darum, eine Haltung zu seinem Gegenstand zu entwickeln. Es gibt viele verschiedene Arten von floskelgetriebener feuilletonistischer Kraftmeierei. Was sie eint, ist die Ignoranz ihrem Thema gegenüber. Sie wirken deshalb falsch, oder zumindest: faul. Andererseits, das Anfangs-F pfeift einfach so vergnügt in den Ohren.
Daraus ließe sich ein lustiges Trinkspiel entwickeln: Man lade Gäste ein, sammle alle Zeitungen eines beliebigen Tages. Jeder darf sich eine Zeitung nehmen, dann wird gesucht! Pro "famos" gibt es einen Shot, für "furios" zwei und für "fulminant" drei. Der Gewinner darf die Zeitung essen. Chapeau!