Deutsche Literatur:"Man redet in Watte hinein"

Ein Band mit Gesprächen und Interviews macht nicht nur Lust auf das Werk von Max Frisch, er zeigt auch, wie geschickt der Autor mit seinem Bild in der Öffentlichkeit zu spielen verstand.

Von Helmut Böttiger

Max Frisch hat immer viel berechnet. Er hat regelrechte Slogans geschaffen: "Ich probiere Geschichten an wie Kleider", oder: "Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen". Sie finden sich in seinen Büchern. Interviews hingegen hat er eher ungern gegeben. Wenn jetzt zum ersten Mal ein Band mit Gesprächen Max Frischs erscheint, ist dies durchaus als ein Beitrag zu seinem Werk zu verstehen. Wie in seinen literarischen Texten experimentiert er mit der Rolle des Schriftstellers und sieht auch diese Form von Öffentlichkeit als ein Spiel, ein spezielles Versteck- und Identitätsspiel, bei dem etwas vermeintlich preisgegeben, danach aber wieder artifiziell aufgehoben wird. Sein Kollege Horst Bienek befragte ihn 1961 und beschrieb, wie Frisch dabei auf ihn wirkte: "Er zieht an seiner Pfeife, die ständig ausgeht, die er aber unermüdlich und sehr geduldig wieder anzündet."

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