Deutsche Gegenwartsliteratur:Was kann der Hokko denn dafür?

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"Du bellst vor dem falschen Baum": Judith Holofernes, die Frontfrau der Band "Wir sind Helden", schreibt Gedichte über Tiere.

Von Burkhard Müller

Wer Judith Holofernes bei ihren Auftritten erlebt, und sei es nur auf Youtube und sei es nur, weil er, wenn er ihre Gedichte gelesen hat, neugierig geworden ist, was sie sozusagen hauptamtlich treibt - der kann nicht umhin zu bewundern, wie sie einen musikalischen Auftritt in einen ganz und gar sprachlichen und persönlichen verwandelt. Nicht nur Frontfrau der Gruppe Wir sind Helden ist sie, sondern sie schreibt die Lieder und trägt sie vor, während die andern Band-Mitglieder im Hintergrund ein bisschen klimpern und klappern. Mehr lässt ihre starke Anwesenheit weder optisch noch akustisch zu. Es sind Lieder, das heißt musikalische Darbietungen, in denen sich das Wort nach vorn arbeitet, und bei ihr noch mehr, als es bei Liedern generell der Fall zu sein pflegt. Holofernes hat eine große Stimme; was nicht heißt, dass sie singen kann, denn ihr Gesang als solcher tönt recht dünn; sondern dass sie in ihrer Stimme Präsenz erlangt, wie es sonst Schauspielern vorbehalten ist, die ihr Metier verstehen.

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