Deutsche Gegenwartsliteratur:Vater ist dann mal weg

Deutsche Gegenwartsliteratur: Ein Happy End, ein glückliches Zwischenspiel ist nicht zu erwarten bei Antonia Baum.

Ein Happy End, ein glückliches Zwischenspiel ist nicht zu erwarten bei Antonia Baum.

(Foto: Franz Bischof/laif)

Absturzgefährdet, aber gefedert: Antonia Baums zweiter Roman "Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren".

Von Dana Buchzik

Andere fahren mit ihren Kindern in den Urlaub; Theodor fährt mit Romy, Clint und Jonny zum Schrottplatz. In einem alten Leichenwagen, in halsbrecherischem Tempo, einen Zahnstocher im Mund, nur den Mittelfinger am Lenkrad. Der einäugige Witwer ist hauptberuflich Arzt und nebenberuflich Autoschieber. Er leistet sich einen Anwalt und eine Autosammlung inklusive Porsche - ansonsten frönt er dem Sparzwang. Zu Hause darf weder gebadet noch geheizt werden, Geschirr wird nur mit Wasser gespült und statt Toilettenpapier gibt es alte Zeitungen. Wenn Theodors Kinder Geld brauchen, um etwa an Schulausflügen teilnehmen zu können, stellt er ihnen Schuldscheine aus. Dass sie ihr nicht existentes Taschengeld mit Drogenhandel aufbessern, findet er eher erleichternd; nur erwischen lassen sollten sie sich nicht. Polizisten, sagt Theodor, seien "die schlimmsten Menschen überhaupt" und Jugendknast sei "ganz schlecht für die Entwicklung".

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