Deutsche Erinnerungen:Wege ins Jetzt

Von London nach Bielefeld und zurück: Der Kritiker Karl Heinz Bohrer erzählt die Geschichte seiner Abenteuer mit der Phantasie.

Von Thomas Steinfeld

Am Ende des Buches "Granatsplitter", der "Phantasie einer Jugend" (München, 2012), erzählte Karl Heinz Bohrer von einer Begegnung mit Laurence Olivier in den frühen fünfziger Jahren. Dieser "absolut englische Schauspieler" sei Ehrengast einer Gesellschaft in London gewesen, zu der auch der deutsche Student eingeladen worden war. Als die beiden aber einander vorgestellt worden seien, habe Karl Heinz Bohrer, wie er selbst erzählt, nur einen Satz herausgebracht: "Yes, I like you very much". Manch einem wäre ein solches Kompliment peinlich gewesen. Doch weit davon entfernt, sich seiner Unbeholfenheit zu schämen, soll der junge Mann mit seinem Auftritt zufrieden gewesen sein: "Was hätte er, der in allem so Unerfahrene, diesem großen Künstler denn gesagt, wenn er der Sprache mächtig gewesen wäre? Dass er ihn bewundere?" Viel besser als alle wortgewandten Schmeicheleien erscheint doch dieses Gestotter: "Nein, es war besser so, wie es war. Er hatte ihn gesehen und ihm die Hand gegeben und gelächelt."

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