Deutsch lernen:Die Tür öffnen

Eine Lehrerin erzählt von ihren Erfahrungen mit einer Gruppe von kleinen Kindern mit ausländischen Wurzeln.

Von Roswitha Budeus-Budde

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(Foto: dtv-Verlag)

"Gut gemacht Bartek", lobt sich der kleine Junge aus Polen selbst, und ist überzeugt davon, dass er seiner Lehrerin das Leben gerettet hat, denn die will wohl wirklich die Bananenschale essen, die sie ihnen gerade zeigt. Sie sitzen zusammen im Stuhlkreis, eine Gruppe kleiner Kinder aus aller Welt, aus Polen, Kenia, Kroatien, aus Russland, Spanien und Syrien, und lernen die ersten Begriffe Deutsch, erleben spielerisch und sehr anschaulich, dass man dieses fremde Land und damit auch das fremde Leben verstehen kann.

Die Autorin Regine Kämper erzählt in Amina, Erdal, Njami und die anderen, "Geschichten aus der Deutschstunde" von ihren Erfahrungen, die sie dort machte. So entstand ein kleiner sehr anschaulicher Praxisbericht, der sich an alle engagierten Erwachsenen und Erzieher in Kindertagesstätten wendet, die für ausländische Kinder nach Möglichkeiten suchen, die Fremdheit der Sprache und der ganz anderen Kultur zu überwinden. Deutschlernen ist hier kein Schock, sondern ein spannendes interaktives Spiel, das ganz viel mit den Kindern selbst zu tun hat und auch Einfühlungsvermögen die Lehrerin fordert. So springt sie mal schnell selbst als Freundin ein, als sie den Begriff erklärt und ein kleines Mädchen traurig ist, dass sie scheinbar niemand in der Gruppe mag. Es ist faszinierend zu sehen, wie wissbegierig und neugierig die Kinder sind, weil sie spüren, hier ist jemand, der sie wirklich schätzt und fördern will und sie versteht. So wird sogar aus dem kleinen Macho Bartek ein Junge, der seiner Lehrerin die Tür öffnet, weil er begreift, dass man Frauen höflich behandelt

Regine Kämper: Amina, Erdal,Njami und die anderen. Geschichten aus der Deutschstunde. Mit Illustrationen von Yayo Kawamura. dtv (Reihe Hanser) 2016. 78 Seiten, 12,95 Euro.

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