Design:Teheraner Stil

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Lena Späth ist jahrelang durch iranische Wohnzimmer gereist und war fasziniert davon, wie die Iraner Eigenes mit Fremdem zusammenbasteln.

Von Sonja Zekri

Instagram spielt in Iran eine große Rolle, für den Kauf von Hängematten, Kacheln, Schmuck beispielsweise. Und die Iraner - lange fixiert auf Importe - schätzen inzwischen das iranische Design, nicht nur die Kopien aus dem Westen. So beschreibt es die Persienreisende und Buchautorin Lena Späth am Telefon und in ihrem Buch "Behind Closed Curtains: Interior Design in Iran" (Selbstverlag, 49,90 Euro, zu beziehen über www.allmyhippies.com), und vielleicht liegt in dieser Formel schon der ganze Zauber dieses insgeheim sehr politischen Coffee-Table-Buches: im sicheren Gespür für die eleganteste Verbindung zwischen dem Eigenen und dem Fremden, im Experiment, in der Freude an Schönheit. Späth, Anfang 30, wohnhaft in Barcelona, spricht Farsi und bereist Iran seit Jahren. Zuletzt, nachdem sie ihren Job verlor, für sechs Wochen, in denen sie jene Künstler, Designer oder gestaltungsfreudigen Stadtbewohner besuchte, die sie über Freunde, das Internet oder sogar die Dating-App Tinder gefunden hatte. Der Fotograf Hamed Farhangi schuf klare atmosphärische Bilder, etwa von der Wohnung des Designers Amir Hossein Rahimi Yegane, der Hocker aus Trommeln fertigte, eine Küchenspüle aus Suppentöpfen für Feste im Ramadan oder im Trauermonat Aschura, eine Stuhllehne aus einem Rechenschieber. "Es gibt Stücke von Ikea im Iran, aber kaum Design-Geschäfte", so Späth, "deshalb lassen die Iraner vieles anfertigen." In die Küche seiner 400-Quadratmeter-Villa am Meer in Kelarabad ließ der Besitzer Ali Ravanpak einen Betontisch bauen, darüber schwebt eine traditionelle Lampe, darunter liegt ein iranischer Teppich. "Behind Closed Curtains" macht uneingeschränkt gute Laune. Es schaut hinter die Fassaden eines Landes, das inzwischen zwar von Kultur-, Natur- oder Politikreisenden fast überrannt wird, aber noch immer das Öffentliche und das Private streng trennt. In ihren eigenen vier Wänden aber schaffen die Iraner - wenige, fast immer wohlhabende und weit gereiste, aber immerhin - Räume, in denen Iran dem Westen begegnet. Und das Ergebnis ist wunderbar.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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