"Der Schaum der Tage" von Boris Vian:Tanz der Mäuse mit der Sonne

Aufgefrischt: Boris Vians jazziger Roman "Der Schaum der Tage" entfaltet in neuer Übersetzung seinen Charme.

Von Joseph Hanimann

Gerade bei populären Klassikern ist es schön, wenn auch die Übersetzung ein bisschen anhält. Die hier neu aufgelegte Erstübersetzung von Boris Vians schrägem Liebesroman ist schon über fünfzig Jahre alt und lässt heute, ähnlich wie das Original für französische Ohren, interessante Klangverzerrungen durchhören. Denn der existentialistisch angehauchte Nonkonformismus der Nachkriegszeit kam mit Krawatte und gestelzten Höflichkeitsformen daher. Das ist in dieser leicht überarbeiteten Textfassung von Antje Pehnt aus dem Jahr 1964 zum Glück erhalten geblieben. Der seltsame Schwebezustand zwischen Ungezwungenheit, ausgesuchter Wortwahl in der Rede, sprunghafter Phantasie, flüchtig erhaschten Küssen und dann jähem Erröten, zwischen Exaltiertheit und Traurigkeit der Protagonisten in surrealen Situationen gehört zum Reiz dieses 1947 erschienenen Jazzromans, in dem das "Pianocktail" nach Noten exotische Getränke ausspuckt, in der Küche die Mäuse mit den Sonnenstrahlen tanzen und der Koch den Aal für die Pastete aus dem Wasserhahn seines Badezimmers fängt.

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