"Der Perser" von Alexander Ilitschewski:Kaukasus-Dämonen

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Russische Literatur: Alexander Ilitschewski unternimmt in seinem Roman "Der Perser" eine historische Tiefenbohrung in der Schwarzmeer-Region.

Von Christoph Schröder

Möglicherweise ist "Kees, der Tulpenkönig" der Ausgangspunkt von allem. Eine alte Frau auf der Insel Artjom, so berichtet Ilja Dubnow, habe aus den Seiten eines Buches kleine Tüten gerollt, um ihre Sonnenblumenkerne darin zu verkaufen. So kam Ilja als Kind zur Lektüre von Konstantin Sergijenkos Jugendroman, der vor dem Hintergrund des niederländischen Unabhängigkeitskrieges gegen die Spanier die Abenteuergeschichten eines Zwölfjährigen erzählt. Diese Abenteuer waren für Ilja, den Ich-Erzähler von Alexander Ilitschewskis Roman, und dessen Kindheitsfreund Haşem, Sohn von Flüchtlingen aus Iran, die Projektionsfläche für ausschweifende Gedankenspiele. Eine Reise nach Amsterdam ist es auch, die den in den wilden Neunzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts nach Kalifornien ausgewanderten Ilja veranlasst, nach Aserbaidschan zurückzukehren, nach Baku, seine Heimatstadt am Kaspischen Meer; an einen Ort der Geschichtsverwirrungen und Sprachüberlagerungen, einen Kulminationspunkt wirtschaftlicher Interessen, postsowjetischer Depression und individueller Erinnerung.

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