Der große Briefwechsel Adorno-Scholem:Ein Geheimnis, das bleiben muss

Der Philosoph und der Kabbalaforscher - Theodor W. Adorno und Gershom Scholem im Austausch über Dialektik und Religion.

Von Thomas Meyer

Als Theodor W. Adorno 1967 angefragt wurde, einen Artikel anlässlich Gershom Scholems 70. Geburtstag zu schreiben, wandte er sich an den Jubilar, der die Kabbala zum Forschungsgegenstand gemacht hatte. Obwohl sie sich 1938 zum ersten Mal in New York getroffen hatten, nach 1945 einen immer vertrauensvolleren Briefwechsel führten und ihnen nichts weniger als die Rettung des Werkes und Andenkens ihres gemeinsamen Freundes Walter Benjamin gelungen war, schienen dem Philosophen und Soziologen seine Verstehensmöglichkeiten der jüdischen Mystik so sehr beschränkt, dass er sich Rat erbat. Es ging hierbei nicht um mangelndes oder bloß anderes Wissen. Sondern darum, dass sich Adorno die Erlaubnis für ein heikles Unterfangen geben lassen wollte, nämlich die in Texten leicht misslingende Verschränkung von authentischer persönlicher Nähe und intellektueller Redlichkeit gegenüber dem Werk eines Freundes.

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