Dennis Hopper als Fotograf:"Ich hatte so ein Gefühl"

Dennis Hopper hat nicht nur legendäre Filme gedreht, Unmengen von Drogen genommen und sich halb zu Tode getrunken, sondern auch brillante Fotos gemacht. Ein Bildband.

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Dennis Hopper

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Dennis Hopper hat nicht nur legendäre Filme gedreht, Unmengen von Drogen genommen und sich halb zu Tode getrunken, sondern auch ein brillante Fotos gemacht. Ein Bildband.

Manche Bilder muss man immer wieder zeigen. Dennis Hoppers "Biker Couple" ist so ein Bild. Es ist mehr als 40 Jahre alt, es ist weiß Gott keine neue Entdeckung - und eigentlich sollte es längst zum Allgemeinwissen gehören, dass Hopper nicht nur legendäre Filme gedreht, Unmengen von Drogen genommen und sich gleichzeitig halb zu Tode getrunken hat, sondern all die Jahre auch ein brillanter Fotograf war.

Foto: Taschen Verlag

Text: Tobias Kniebe/SZ vom 16.11.2009/sueddeutsche.de/iko

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Im Jahr 1966 besuchte Hopper zwei verwöhnte Kinder von Showbiz-Legenden, die gerade mal auf den Putz hauen wollten und außerdem seine Freunde waren: Peter Fonda und Nancy Sinatra. Sie drehten "The Wild Angels", den ersten einer Reihe von jugendgefährdenden Sixties-Bikerfilmen aus der Werkstatt des großen Roger Corman. Am Set in dem kleinen Wüstenstädtchen Two Bunch Palms wirkten echte Hells-Angels-Biker mit. "Wir gingen alle in ein Restaurant, um schnell was zu essen", erinnert sich Hopper: "Dieses junge Pärchen saß mir gegenüber. Ich machte ein Foto und vergaß die Sache wieder."

Dann aber, als er den ersten Abzug des Bildes sah, fiel ihm doch etwas auf. "Die Art, wie dieser Mann in die Ferne schaut, und auch die Frau, in verschiedene Richtungen - sie wirkten irgendwie vertraut und doch durch Welten getrennt; ganz normal und doch so, als könnten sie niemals wirklich zusammenfinden. Das Bild ließ mich nicht mehr los." Als der Kunstkenner, der er damals schon war, dachte Hopper an die Entfremdung in einem Balthus-Gemälde, an die flämische Renaissance, an Jacques-Louis David. "Plötzlich löste sich dieses Bild aus seiner Zeit, es hätte auf einmal aus jeder Epoche stammen können: er mit Halskrause, sie im Brokatkleid, ganz gleich - plötzlich sah ich etwas, was vielleicht schon immer zur Natur des Menschen gehört hat."

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Er war nicht allein. Peter Fonda sah das "Biker Couple" und sagte, er würde gern auch mit Hopper einmal einen Bikerfilm drehen. Das wurde "Easy Rider". Jahrzehnte später sah ein junger Schauspieler namens Sean Penn das Foto. Er klaute zunächst die Frisur des Bikers, eigentlich sogar dessen ganzen Habitus. Dann, als er dazu noch Bruce Springstens "Highway Patrolman" hörte, schrieb und inszenierte er selbst einen Film: "The Indian Runner". Darin geht es um die zwei Seelen in der Brust des Mannes: Die eine, die an der Seite einer anständigen Frau ihren Frieden finden will, sonntags morgens im Diner - und die andere, die auf dem Highway des Lebens immer schon zehn Meilen weiter ist. Es wurde ein großer Film.

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All das ist unbedingt Grund genug, Dennis Hoppers Fotografien immer wieder in den Blickpunkt zu rücken, aber das reicht dem unermüdlichen Taschen-Verlag natürlich nicht. Da muss es dann schon die definitive Monographie sein, die zu mehr als einem Drittel unveröffentlichtes Material enthält. So lernt man eine unglaubliche Hipster-Community an der Westküste kennen, die Anfang der sechziger Jahre die Kunst entdeckt: Andy Warhol taucht da zu seiner ersten Show in Kalifornien auf, Roy Lichtenstein, Marcel Duchamp.

Hopper immer mittendrin. Dann bricht er auf, wie Robert Frank, um Amerika am Rande der Städte und Highways zu entdecken; er fotografiert auf den Kundgebungen Martin Luther Kings genau wie auf seinen Filmsets. Aber dreimal dürfen wir raten, welches Foto er ausgewählt hat, um es handsigniert der "Art Edition" des Buches beizufügen: das "Biker Couple" natürlich. "Die Leute fragen mich, warum ich gerade zu diesem Schnappschuss immer wieder zurückkehre", sagte er. "Aber es gibt ja weiß Gott nicht viele Bilder, die bleiben werden. Bei diesem habe ich so ein Gefühl."

Foto: Taschen Verlag

DENNIS HOPPER: Photographs 1961-1967. Mit Texten von Tony Shafrazi, Walter Hopps, Jessica Hundley. Mehrsprachige Ausgabe in Deutsch, Englisch, und Französisch. Taschen Verlag, Köln u.a. 2009. 546 Seiten, 500 Euro.

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