Debatte:Klug und böse

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Kann man im Zeitalter der Zerstreuung mit Late-Night-Comedy den öffentlichen Diskurs retten, den bisher die traditionellen Intellektuellen führten?

Von Jens-Christian Rabe

Es soll gleich um den brillanten britischen Fernsehkomiker John Oliver gehen und seinen jüngsten Coup in seiner US-Late-Night-Show gegen den internationalen Fußballverband Fifa. Auch sein fabelhafter deutscher Kollege Jan Böhmermann wird eine Rolle spielen und ein paar andere lustige Leute und Aktionen, die einen derzeit ziemlich staunen lassen. Doch brillante Gags sind eigentlich nur das eine. Vor allem gibt es zu den Gags eine interessante amerikanische Debatte. Dabei steht die These im Raum, dass diese Komiker längst viel mehr als komisch sind - nämlich die letzten wirklich wirkmächtigen Kritiker unserer Zeit. Aber kann das wirklich sein? Und was ist mit den klassischen Intellektuellen? Die Befunde sind besorgniserregend. Der Kölner Kulturwissenschaftler Dietz Bering ließ ja schon vor fünf Jahren in einer 750 Seiten langen Studie die "Epoche der Intellektuellen" 2001 enden. Und mittlerweile sieht es noch düsterer aus: In der aktuellen Ausgabe des Kursbuchs, der einst vom idealtypischen Intellektuellen der Bundesrepublik, Hans Magnus Enzensberger, gegründeten Zeitschrift, wird der "Untergang des Intellektuellen" diagnostiziert. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wiederum stellte der in St. Gallen lehrende Historiker Caspar Hirschi jüngst die absolute politische und gesellschaftliche "Irrelevanz" und "Plan- und Machtlosigkeit der öffentlichen Kritik" fest. Tatsächlich scheint der beispiellose Strukturwandel der Öffentlichkeit, den uns das Internet beschert hat, die klassischen schreibenden und diskutierenden Intellektuellen marginalisiert zu haben.

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