David Lynch eröffnet Club:Endlich etwas Solides

Seit langem warten Fans auf einen neuen Film von David Lynch - fünf Jahre sind seit seinem letzten Werk "Inland Empire" vergangen. Doch der Meister widmet sich seit Jahren eher der Malerei und Musik. Oder er eröffnet einen eigenen Nachtclub in Paris. Der erinnert immerhin an Lynchs Kultthriller "Mulholland Drive".

Carsten Janke

Er wollte endlich "etwas Solides" machen - der amerikanische Regisseur David Lynch hat einen Nachtclub in Paris eröffnet, benannt nach dem furchteinflößenden Club "Silencio" im Film "Mulholland Drive".

Laura Elena Harring in dem Film "Mulholland Drive"

Auch sie war im Silencio. Allerdings nur in dem vom Film: Laura Elena Harring als Rita in "Mulholland Drive".

(Foto: AP)

Das "Silencio" liegt im zweiten Arrondissement, es ist düster und mit Möbeln wie aus den fünfziger Jahren eingerichtet. Der Meister hat hier alles selbst gestaltet - von den Toilettenbrillen (schwarz auf schwarz) bis zum Salzgehalt der Nüsschen an der Bar, so beschreibt es ein Journalist des Guardian.

Im Interview mit dem französischen L'Express sagte Lynch:"Ich bin 65 Jahre alt. Ich habe Filme gemacht, Musik komponiert, alle möglichen Objekte gestaltet - alles Arbeiten mit einem Anfang und einem Ende. Jetzt wollte ich etwas Solides machen." Im Club gibt es eine Bühne und eine Tanzfläche, eine Kunstbibliothek, eine Lounge und ein kleines Kino mit 24 Plätzen.

In der Eröffnungsnacht, an der Lynch selbst nicht teilnahm, ereignete sich nichts Furchteinflößendes, was die düstere und bizarre Atmosphäre des Films "Mulholland Drive" in dem Club hätte aufkommen lassen. Der Reporter des Guardian zeigte sich etwas enttäuscht:"Es gab keine Zwerge. Keine tanzenden Männer. Niemanden, der rückwärts redete - zumindest bis die Daiquiri-Cocktails anfingen zu wirken."

Der Eingang des Clubs führt zu einem langen Gang, der geschmückt ist mit goldenen Mini-Mandalas. Im Club ist das Licht eher düster. Die Stühle erinnern optisch stark an die fünfziger Jahre. Bei ihrer Gestaltung stützte sich Lynch auf die Zusammenarbeit mit Designern wie Raphael Navot oder Thierry Dreyfus. Die Sitzgelegenheiten sollen beim Sitzen:"einen Zustand von Aufgeregtheit und Offenheit für das Unbekannte erzeugen."

Das "Silencio" ist ein Privatclub. Die Mitgliedsbeiträge liegen zwischen 780 und 1500 Euro pro Jahr. Wer nicht Mitglied ist, darf erst nach Mitternacht in den Club - und wird dann vermutlich einige der Künstler, Filmemacher und Musiker verpassen, die Lynch in sein "Gesamtkunstwerk" einladen will.

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