Das wäre schön:Stadt ohne Raum

In München müsste Platz für Kreative geschaffen werden

Von Rita Argauer

Eigentlich ist es verwunderlich, dass da überhaupt noch irgendwer hingeht. Das "Sound of Munich Now"-Festival, das die SZ einmal im Jahr in Kooperation mit dem Feierwerk veranstaltet, ist eine gut besuchte Veranstaltung. So gut, dass es nicht leicht ist, dort als potenzieller Zuhörer hineinzukommen. Und das, obwohl dort ausschließlich Münchner Bands auftreten, viele, die vom Star-Dasein noch relativ weit entfernt sind. Doch gibt es zum einen wirklich haufenweise Münchner Bands, die alle gut genug dafür sind, einen Auftritt bei einem völlig überfüllten Festival souverän hinzulegen. Und es gibt ein Publikum, das massenhaft hinströmt, sich, ohne zu murren, zwei Stunden in die Schlange stellt und diese Bands dann selig abfeiert.

Das einzige, was es in München nicht gibt, ist Raum. Egal ob Wohnraum, Kulturraum, Konzertraum oder Probenraum. Naja, eigentlich gibt es schon Raum. Büroräume zum Beispiel oder Kellerräume. Letztere etwa im Viertel zwischen Dachauer- und Schwere-Reiter-Straße, das mittlerweile ganz geläufig Kreativquartier genannt wird. Kreativ soll man sein auf dem ehemaligen Kasernengelände, auf dem sich auch die Gebäude des ehemaligen Straßenunterhalts- und Straßenbeleuchtungsbetriebs befinden. Der schlichte Kreisverwaltungsreferats-Charme, den die Gebäude mit Gitterglastüren und Linoleum-Böden haben, täuscht. Denn schlicht ist dort gar nichts: Die Hallen werden etwa vom Imal genutzt, einem Kunstprojekt für Jugendliche vom Werk-München, einem Jobcenter-Projekt für Theaterleute oder vom Import-Export, das als Kantine für die Kreativen und als Raum für Konzerte dient.

Musik gibt es dort natürlich auch: Etwa das Community-Music-Projekt, in dem gerade Musiker aus Münchens Szene mit Mitgliedern der Münchner Philharmoniker und Flüchtlingen musizieren. Und es gibt dort Kellerräume, die mit allerhand obskuren Relikten aus der städtischen Nutzung der letzten 30 Jahre des 20. Jahrhunderts aufwarten: eine Kegelbahn zum Beispiel, riesige Batterielager und veraltete Pläne von München samt Einzeichnungen sämtlicher Straßenlaternen. Wenn einer dieser Räume auch noch ein paar Münchner Bands beherbergen würde, löste das zwar die Raumnot Münchens nicht, wäre aber ein Anfang. Und das wäre schön.

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