Das wäre schön:Kulturpolitiker

Nicht nur Edi Rama hat zwei Begabungen, es gab schon andere

Von Karl Forster

Der albanische Ministerpräsident Edi Rama wird also, siehe links unten, als Künstler auch von Künstlern anerkannt. Das ist selten für einen Politiker, erst recht, wenn er aus einem Land stammt, das eher Assoziationen von Diktatur und politischem Chaos weckt. Andererseits bringt einen die Tatsache, dass Edi Rama nun wieder eine Ausstellung in München bestückt, auch auf den Gedanken, dass es eventuell besser um die Welt bestellt wäre, trügen Kulturschaffende, welchen Genres auch immer, politische Verantwortung. Denn wo der Schöngeist regiert, da können doch Wärme und Menschlichkeit nicht weit sein. Auch wäre die Welt vielleicht dann etwas bunter.

Wer so herumphantasiert, dem fällt auf, dass diese Gedanken schon hie und da Wirklichkeit geworden sind. In München regiert ein OB, der die Gitarre schlägt, was allerdings ab und an wörtlich gemeint sein könnte. Dieter Reiters Vorgänger pflegte und pflegt immer noch das geschliffene Wort des Kabarettisten. Dessen einstiger Dritter Bürgermeister macht mit dem Schlagzeug das, was Reiter mit der Gitarre tut. Auch weiter weg sitzt oder saß die Kultur in Führungspositionen. Man denke nur an Arnie aus Kärnten, der Gouverneur in Kalifornien war. Oder die griechischen Kulturschaffenden Mikis Theodorakis und Melina Mercouri. Der eine war als Linker Minister unter den Rechten, die andere Kultusministerin unter den (Halb-)Linken. Wobei man da schon ins Grübeln kommt, konnten doch auch sie es nicht verhindern, dass Hellas auf die schiefe Bahn geriet.

Zu bedenken ist, bei aller Träumerei, dass es auch Menschen gibt wie Radovan Karažić, der einerseits Gedichte für Kinder schrieb, andererseits diese potenziellen Leser und deren Väter zu Tausenden massakrieren ließ. Auch Muammar al-Gadaffi war nicht nur ein begabter Satiriker. Und dann gab es da noch einen Österreicher, der malte Bilder und schrieb zwei Bücher. Also lassen wir es besser dabei, Doppelbegabungen wie Edi Rama als Solitäre der Kunst- und Politwelt zu feiern. Und hoffen, dass unsere Politiker sich auf die Kunst des Regierens besinnen. Das wäre schön genug.

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