Das Mädchen aus dem Song:Lucy, ich habe ein Lied für dich

"Peggy Sue", "Rosanna", "Diana" - wer sind eigentlich all die Frauen, die von den Popsängern der vergangenen Jahrzehnte besungen wurden? Ein Fotoband will Aufschluss geben.

Katharina Riehl

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Michael HeatleyDas Mädchen aus dem Song

Quelle: Das Mädchen aus dem Song/ Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

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"Peggy Sue", "Rosanna", "Diana" - wer sind eigentlich all die Frauen, die von den Popsängern der vergangenen Jahrzehnte besungen wurden? Ein Fotoband will Aufschluss geben.

Und wer zur Hölle ist eigentlich diese Alice? Das Lied Living next door to Alice, das der Band Smokie im Jahr 1977 zu ihrem Durchbruch verhalf, stellt eine Frage, die sich, so oder so ähnlich - auf so ziemlich jeden Popsong anwenden lässt:

Musikjournalist Michael Heatley will die Geschichte der Popmusik anhand der Frauen erzählen, von denen in all den vielen Liedern die Rede ist. Wer sind Sara, Rosanna, Suzanne, Lola, Lovely Rita und Angie? Und wer all die namenlosen Geschöpfe, die anderen Sängern das Herz erwärmt, beziehungsweise (in den meisten Fällen) gebrochen haben?

In 50 kurzen Kapiteln erzählt Heatley aus dem Leben von Stars wie Neil Diamond, Leonard Cohen, David Bowie oder Bob Dylan. Dieser hatte im Jahr 1961 die schöne (und ziemlich sozialistische) Italienerin Suze Rotolo kennengelernt. Es sollte ein eher schmerzvolles Jahr werden. Suze Rotolo wollte ihre Freiheit dem aufkommenden Ruhm des Musikers nicht unterordnen - nach sechs Monaten ging sie nach Italien, um Kunst zu studieren. Nicht nur einen Song schrieb Dylan über die abtrünnige Freundin - der berühmteste ist Don't think twice, It's all Right. Ein Lied, wie Heatley erklärt, zwischen Verbitterung und Reue.

Damit aber kein falscher Eindruck aufkommt: Am Ende war es Bob Dylan, der Suze Rotolo verließ, für eine Beziehung mit der Musikerin Joan Baez: auch Stoff für eine Menge enttäuschter Liebeslieber ...

Texte: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/leja

Michael HeatleyDas Mädchen aus dem Song

Quelle: Das Mädchen aus dem Song/ Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

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Hey Negrita, hey now

Move your body, move your mouth

Shake lady, way down south

Wer sich hinter der heißen Negrita verbirgt, die zu ebenso heißen Rhytmen ihren Körper schüttelt? Der Name geht laut Michael Heatley auf Mick Jagger zurück. Es war der Spitzname von Jaggers damaliger Frau Bianca Jagger und heißt auf Spanisch so viel wie "dunkelhäutiges Mädchen". So richtig schmeichelhaft für Bianca war diese Widmung allerdings nicht - schließlich geht es in dem Text um einen armen Südamerikaner, der versucht, eine Prostituierte im Preis zu drücken. Das Lied wurde ein Skandal, die Band als rassistisch beschimpft. Und die Ehe? Die hielt, wie meisten Rolling-Stones-Ehen, nicht allzu lange.

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Wenn man aus Michael Heatleys Bildband eine Erkenntnis ableiten kann, dann wohl diese: Die solide, von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Paarbeziehung ist eher selten der Auslöser für einen richtig guten Popsong.

Klar gibt es Ausnahmen, wie die anfangs fast gruselig harmonische Beziehung zwischen Schmusesänger Lenny Kravitz und Schauspielerin Lisa Bonet. Als die beiden sich verliebten, soll Lisa ihren Lenny zu seinem Debütalbum inspiriert haben.

An der grundsätzlichen Tendenz der im Buch zusammengetragenen Fälle ändert auch dieser Fall aber nichts. It Ain't over 'Til It's over hieß der Song, den Kravitz schrieb, als Frau und Tochter ihn verließen. Das Lied wurde eine Hit-Single.

Michael HeatleyDas Mädchen aus dem Song

Quelle: Das Mädchen aus dem Song/ Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

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Schade an Michael Heatleys Buch ist oftmals, dass man sich von Titel und Konzept ein bisschen mehr Geheimnis versprochen - und ein bisschen mehr Recherche erwartet hätte: Natürlich will man wissen, welcher Frau Gordon Sumner alias Sting mit seinem Lied Every Breath You Take androhte, sie keine Sekunde mehr aus den Augen zu lassen. Klar erzählt Heatley die bekannte Geschichte des Police-Songs, den alle zunächst für eine irre romantischen Liebesschnulze hielten - von dem Sting aber später erklärte, er habe es doch eher "dunkel und bedrohlich" gemeint.

Heatley erzählt auch von Stings gescheiterter Ehe mit Frances Tomelty (Foto) - ob und inwiefern das nun auch etwas mit dem Song zu tun hat, erfährt man dann aber irgendwie nicht. Vielleicht, weil der Autor es auch einfach nicht so genau weiß. Und schließlich war es Sting, der seine Frau für eine andere verlassen hat.

So kann man sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass Heatley es immer dann ...

Michael HeatleyDas Mädchen aus dem Song

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... schön vage hält, wenn er es so genau nicht klären konnte.

Nichtsdestotrotz macht es Spaß, einmal quer durch Das Mädchen aus dem Song zu blättern. Zum einen, weil Heatley von den Herren und ihren Herzensmädchen wunderschöne Bilder zusammengetragen hat. Und weil es ihm trotz der sichtbaren Lücken gelingt, einen ganz eigenen Streifzug durch die Popgeschichte zu liefern, mit der richtigen Mischung aus musikalischen und biographischen Hintergrundinformationen - und Beziehungs-Tratsch.

Geschichten, wie die von Phil Collins (hier wunderschön vollbärtig mit Ehefrau Andrea Bertorelli und Stieftochter Joely), der von ebendieser Ehefrau frisch verlassen in eine leere Wohnung heimkam, und unter der Dusche, ganz aus dem Bauch heraus, zum ersten Mal In the Air Tonight angestimmt haben soll.

Michael HeatleyDas Mädchen aus dem Song

Quelle: Das Mädchen aus dem Song/ Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

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Michael Heatley, Das Mädchen aus dem Song. Angie, Lola, Rita, Suzanne und Maggie May - und welche Geschichte sich dahinter verbirgt, Übersetzt von Madeleine Lampe und Thorsten Wortmann, 250 Seiten, ISBN 978-3-89602-579-1, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2010.

© sueddeutsche.de/kar/lala
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