Das ist schön:Wie einst die Suffragetten

Schüler drehen Videos zum Thema Gleichberechtigung

Von Barbara Hordych

Wenn ein Amtmann so betulich wie bedrohlich sein Verhör mit den Worten einleitet: "Jetzt mal zu Ihnen, mein Fräulein", schwant einem als Zuschauer nichts Gutes. Wohl auch nicht der jungen Frau, die im hochgeschlossenen Kleid mit weißem Spitzenkragen vor ihm sitzt. "Wir nennen uns die Suffragetten", hält sie ihm nichtsdestotrotz tapfer entgegen. "Krefeld um 1890" war gerade noch über dem Szenenbild zu lesen, da ergreift auch schon eine energische Lokalpolitikerin der Gegenwart das Wort und gibt über die politische Situation der Frau heute Auskunft.

"Suffragetten" ist nur einer von vielen Beiträgen, mit denen sich 242 Schüler aus Deutschland und Österreich um den History Award 2017 bewerben. "Gleichberechtigung - Wie gleich ist gleich?" lautet der vom Geschichtssender History ausgeschriebene Video-Wettbewerb, über dessen Beiträge kürzlich in einem Online-Voting abgestimmt werden konnte. Dazu kommen noch die Stimmen einer Fachjury, die die Gewinner am kommenden Dienstag, 20. Juni, im Ehrensaal des Deutschen Museum auszeichnet.

Es gibt sie also durchaus, die jungen Menschen, die moderne High-Tech-Mittel einsetzen, nicht um sich aus der Wirklichkeit hinauszukatapultieren, sondern um der Geschichte auf sehr persönliche Weise zu Leibe zu rücken. Was übrigens auch schon im Mai dieses Jahres in den Beiträgen zum bayerischen Dokumentarfilmwettbewerb "Das Andere sehen" deutlich spürbar war. Da gab es etwa junge Teilnehmer einer Ferienakademie in Oberstaufen, die sich nicht damit begnügten, drei Bewohner eines Altersheims zu ihrer Kindheit und Jugend während oder nach dem Krieg zu befragen. Sondern sie ließen diese Episoden ähnlich wie die jungen Krefelder in ihrem Suffragetten-Film in sogenannten "Reenactment"-Szenen lebendig werden und begeisterten so die Jury.

Man darf also gespannt darauf sein, was die jungen History-Award-Bewerber sich so alles zum Thema "Gleichberechtigung" haben einfallen lassen. Das muss nicht immer der ganz große Galopp durch die Geschichte der Schule oder der Homosexualität sein (denn auch solche waghalsigen filmischen Rundumschläge sind vertreten). Das darf ruhig auch mal ganz persönlich sein. So wie bei den beiden Schülerinnen der Ernst-Barlach-Schule in München, die in "Ich bin ich" die Geschichte ihrer jahrelangen Freundschaft erzählen. Die eine, Felicitas, sitzt wegen einer Muskelkrankheit im Rollstuhl. Die andere, ihre beste Freundin Emma, registriert das schon gar nicht mehr. Sie schiebt ihn halt. Und das ist schön.

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