Das ist schön:Was Brecht ist, kommt wieder

Patrick Wengenroth bleibt Leiter des Augsburger Festivals

Von Yvonne Poppek

Streitbar - das ist ganz im Sinne Bert Brechts. Der Dichter wollte nicht, dass das Publikum es sich gemütlich mache, wach sollte es sein, zu Veränderungen bereit. Als Patrick Wengenroth, der künstlerische Leiter des Augsburger Brechtfestivals 2017, also im Programmheft schrieb, dass er allen "ein schönes, lustvolles, intensives, facettenreiches und streitbares Brechtfestival" wünschte, war das wohlfeil. Bezogen auf das Festival schien der letzte Wunsch sogar obsolet: Um das Brechtfestival wurde in Augsburg gerne gestritten. Zuletzt gab es ein Hin und Her darum, wer das Festival leiten solle. Meistens fiel die Entscheidung der Augsburger Mandatsträger mehrheitlich für Joachim Lang aus, der immerhin sieben Mal das Programm gestaltete, für den es aber von Jahr zu Jahr steiniger wurde. Das war, von außen betrachtet, kein Spaß. Von innen erst recht nicht. Für 2017 führte Kulturreferent Thomas Weitzel mit Wengenroth dann jemand Neues ein.

"Ändere die Welt, sie braucht es" - dieses Brecht-Zitat stellte Wengenroth als Motto über das Festival. Das scheint zu stimmen. Allein die personelle Veränderung hat in Augsburg einiges bewegt: Plötzlich herrscht Harmonie. Am vergangenen Donnerstag hat der Stadtrat nun nach Auskunft des Kulturreferenten über das Festival 2018 beraten und Wengenroth erneut die Leitung übertragen. Einstimmig! Aber damit noch nicht genug: Gerne hätten die Stadträte den Schauspieler und Regisseur auch schon für 2019 verpflichtet, der Kulturreferent solle die Gespräche aufnehmen.

Bei so viel Einigkeit bleibt einem der Mund offen. Brecht hätte im Sitzungssaal vermutlich Schilder mit der Aufschrift "Glotzt nicht so romantisch!" hoch gehalten. Denn man hätte Wengenroth durchaus vorhalten können, dass die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, immerhin um 3500 auf nurmehr 6500 Besucher. Doch offensichtlich blieb dieser Vorwurf aus. Er wäre auch nicht ganz fair gewesen, fehlte doch das marode Stadttheater als großer Spielort.

Nun also lässt man Wengenroth gewähren, der 2018 unter dem Motto "Mich lähmt das Morgen und dies unverbindliche Heut!" unter anderem drei große Festival-Eigenproduktionen plant. Und es sieht so aus, als könne er für 2019 langfristig etwas ausarbeiten, ambitionierte Vorstellungen umsetzen. Ganz ohne Streit. Und das ist schön.

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