Das ist schön:Tiki-Taka

Der chinesische Star-Pianist Lang Lang spielt beim FC Bayern

Von Karl Forster

Er könnte die "Sonata facile" spielen angesichts des ersten Gegners der Bayern in der kommenden Saison. Der HSV dürfte für das Team ähnlich problemlos zu meistern sein wie für ihn Mozarts hübsches C-Dur-Werk, Köchelverzeichnis 545. Er könnte aber auch Chopins "Revolutionsetüde" durchrasen, weil er gehört hat, dass Pep Guardiola ein fußballweltweit einzigartiges Tiki-Taka-System entwickelt hat. Und hätte er sich dessen Trauermarsch angenommen im Rückblick auf die internationalen Pleiten des, nun ja, "Stern des Südens", es wäre auch nicht falsch gewesen. Aber nein, eben dieser "Stern des Südens" muss es sein, der unter seinen Fingern zum pianistischen Leckerbissen werden soll, ein Highlight der Tastenkultur, ein Rausch der Sinne und Klänge. Wenn nun also bei der Team-Präsentation des FC Bayern an diesem Samstag Lang Lang, eine Art Franck Ribery des Steinways (allerdings gesundheitlich besser beieinander), sich in Fröttmanings Versicherungs-Arena dieser Komposition der Mozart-Nachfolger Willy Astor und Stephan Lehmann annimmt, dann wird der FC Bayern, respektive diese seine Hymne in den Olymp der wichtigsten, schönsten, eingängigsten Ohrwürmer der E-Musik aufsteigen. Dorthin, wo Walkürenritt, Nabuccos Gefangenenchor, "Aida"-Triumphmarsch und "Freude, schöner Götterfunken" warten.

Nun wäre es ein Leichtes, dem chinesischen Tastenzauberer Lang Lang hinzureiben, er würde wohl für ein paar Dollar mehr in jedem Ambiente alles spielen, wenn's sein muss auch "Alle meine Entchen" im Hofbräuhaus. Aber das wäre zu einfach. Außerdem hat, um bei Mozart zu bleiben, der ja auch aller Orten musikalischen Schabernack getrieben, das ist nicht nur im "Amadeus"-Film nachempfunden, sondern vielfach belegt.

Ist es also nicht super, dass sich ausgerechnet ein einem Fußballstadion seinen Namen leihender Versicherungskonzern zum Musikmäzen berufen fühlt und ein wenig Kultur ins Leben des FC Bayern bringt? Schließlich heißt es in einer Aussendung des Konzerns, man sei schon seit 2013 "Kooperationspartner des Starpianisten" und unterstütze so auch Lang Langs Junior Music Camp AJMC (mit dem "A" beginnt der Name der Assekuranz). Zwei der Lang Lang-Zöglinge sind bei der Bayern-Chose auch dabei. Vielleicht gibt es dann als Zugabe ein Stück zu sechs Händen? Wir schlagen eine Hymne aus vergangenen Kaisertagen vor: "Gute Freunde kann niemand trennen. . ." Das wird schön.

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