Das ist schön:Kulturkapital

Auch in Zeiten niedrigster Zinsen fördern Banken noch Kunst

Von Sabine Reithmaier

Dachau steht natürlich nicht Kopf, nur weil Georg Baselitz von der nächsten Woche an im Schloss Druckgrafik aus zwei Jahrzehnten ausstellt. Schließlich ist der Ort seit Jahrhunderten an Künstler gewohnt und reagiert daher auf diese Spezies gelassen. Ein "Glanzpunkt" ist die Ausstellung aber zweifelsfrei für den Hauptsponsor, die Volksbank Raiffeisenbank Dachau eG. Das Institut setzt laut Pressemitteilung seit 2010 mit der Reihe "Kunst und Bank" Impulse im regionalen Kulturleben. Kunst und Bank - der Titel würde gut zu dem namenlosen Grüne-Bank-Bild des Malers Dieter Krieg passen. Auf dessen Bank sitzt kein Mensch, sondern nur der rote Schriftzug "Warten".

Aber das ist jetzt eine unzulässige Abschweifung, weil eigentlich soll es in diesem Text darum gehen, wie sehr sich die diversen Geldinstitute in der Region um Kunst und Kultur bemühen, obwohl sie aufgrund der aktuellen Null-Zins-Politik am Verarmen sind. Trotzdem gibt es fast kein Event mehr, das ohne ihre Hilfe gestemmt werden kann. Dafür gebührt ihnen Dank, auch wenn vor allem die Sparkassen ihren Trägern, den Kommunen, schon dauernd ankündigen, dass sie mit niedrigeren Ausschüttungen und weniger Sponsoring auskommen müssen. Doch noch fließt Geld.

Baselitz schafft übrigens seine Kunst auch, "um den müden Augen neue Wege zu zeigen". So gesehen benötigt auch die Assoziation zu Dieter Kriegs Gemälde eine andere Interpretation. Denn die Bank wartet nicht auf "Godot". Nicht unberechtigt aber ist ihre Hoffnung, manch einen Besucher mit der Ausstellung "Unterwegs mit Richard" so zu begeistern, dass er beschließt, bei nächster Gelegenheit einen Baselitz zu kaufen. Weil der Maler auf den Bestsellerlisten zeitgenössischer Kunst in der Spitzengruppe rangiert, ist die Umsetzung dieses Entschlusses nicht gerade billig. Vielleicht braucht der Mann dann einen Kredit. Schon hätte sich das Warten gelohnt. Das wäre doch schön für die Bank.

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