Das ist schön:Große Augen machen

Wider das Kinosterben: Neue Spielstätten für Stadt und Land

Von Bernhard Blöchl

München bekommt neue Kinosäle. Den Satz kann man ruhig noch einmal lesen, darf ihn sich auf der popcornversalzenen Zunge zergehen lassen, so selten kriegt man den serviert. Das Abc des Kinosterbens, von Atlantis und Eldorado bis Filmcasino und Tivoli, füllt sich schnell genug, da kommen Nachrichten wie diese gerade recht: Seit Donnerstagabend hat das Neue Rex in Laim wieder geöffnet, und in vier Umbaumonaten wurden aus einem Hauptsaal zwei gemacht. Soll heißen: Im Neuen Neuen Rex darf man jetzt auf eine größere und flexiblere Filmauswahl hoffen. Zum Start gibt es eine feine Mischung aus Anspruchsvollem ("Vor der Morgenröte"), Unwiderstehlichem ("Toni Erdmann") und Bayerisch-Verschmitztem ("Schweinskopf al dente").

Doch damit nicht genug: Auch das Neue Maxim wächst ja gerade über sich hinaus. "Momentan läuft die Baustelle auf Hochtouren", sagt Anne Harder, eine der vier neuen Betreiber. In den Traditionsräumen in Neuhausen sollen ebenfalls zwei Säle bespielt werden, das Motto steht schon fest: "Arthouse meets Stadtteil". Die Eröffnung ist für den 6. Oktober geplant, es soll Reihen und Regiegespräche geben, Münchner Filmemacher mögen hier ein und aus gehen. Damit es dazu kommt, bittet der Förderverein um Mithilfe, für September ist eine Crowdfunding-Aktion geplant. Und auch Matthias Helwig, der Kinoregent aus dem Fünf-Seen-Land, will am 6. Oktober ein neues Lichtspielhaus einweihen: in Gauting, direkt am Bahnhof, wo sie gerade an der zusätzlichen Breitwand-Spielstätte mit fünf Sälen arbeiten. Zur Eröffnung soll Hans Steinbichler seinen Film "Eine unerhörte Frau" vorstellen. Auch die Region bekommt also neue Kinosäle.

Wem das zu viel Utopia ist, wer lieber etwas skeptisch bleibt, der geht sowieso ins Werkstattkino. Hier, wo alles ist, wie es immer war, laufen von 18. August an Raritäten zur Postapokalypse. Nun, auch das ist schön.

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