Das ist schön:Der Führer brennt doch

Was Veronika Ferres und Ulrich Limmer über "Schtonk!" verraten

Von Susanne Hermanski

Wird ein Film gedreht, der auf wahrer Begebenheit beruht, betonen die Macher oft, wie hoch dennoch der fiktionale Anteil des Werkes sei. Die Figuren ähnelten nur bedingt den echten Personen, Details der Handlung, und Dialoge seien Imagination von Autor und Regisseur. Schließlich wollen sie sich nicht in juristischen Fallstricken verheddern - und schon gar nicht die eigene kreative Leistung kleinreden.

Deshalb war in dieser Woche absolut erfrischend, was das Publikum und Moderator Claudius Seidl im Literaturhaus zu hören bekamen: Die ganze Wahrheit über "Schtonk!", Helmut Dietls Beinahe-Oscar-Film. Ulrich Limmer hat damals gemeinsam mit Dietl das Drehbuch geschrieben, darin so unsterbliche Zeilen wie "Der Führer brennt nicht". Oder, für Uwe Ochsenknecht, der als Fälscher Fritz Knobel in besagtes Tagesbuch krakelt: "Die übermenschlichen Anstrengungen der letzten Tage verursachten mir Blähungen im Darmbereich. Und Eva sagt, ich habe Mundgeruch." Denn was sich anhört, als sei es eine dreiste pennäler-humoristische Eingebung des Duos Dietl-Limmer, ist schlichte Frucht von Recherche und ein Originalzitat. Es stammt vom Fälscher Konrad Kujau, der schrieb es so in jene Hitler-Diarien, die dem Stern damals neun Millionen Mark wert waren. Uli Limmer kann bis heute kaum fassen, wie wenig sie frei erfinden mussten. "Es stimmt sogar, dass ein SS-Trupp halb Berlin nach Benzin absuchen musste, um Hitler und Eva Braun auch wirklich verbrennen zu können."

Doch auch Dietls Privatleben ist viel unmittelbarer in "Schtonk!" wiederzufinden, als man gemeinhin denkt. Dass er zu seiner Vroni bald nach dem Casting für die Rolle der narrisch-arischen Martha sagte, "ich bin nicht nur beruflich an Ihnen interessiert", mag wenig wundern. Aber wenn Veronica Ferres heute erzählt, wie sie Dietl früher dreimal täglich selbstzubereitete Speisen servierte, und sie dann im Filmausschnitt in Kellnerinnentracht mit schwarzem Mini, Schürzchen und Gesundheitsschuhen für ihren Fritze über die Leinwand eilt, ist das schlicht herrlich. Dachten wir doch, diese Satire sei eine freie Variation über den Skandal des Sterns. Nun wissen wir: Die deutsche Mediengeschichte muss umgeschrieben werden! Alles, was wir bei Dietl sahen, ist total wahr und beinahe genauso gewesen. Und das ist schtonk, Verzeihung - schön.

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