Das ist schön:Das schönere Salzburg

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Musik bei den Europäischen Wochen in Passau

Von Sabine Reithmaier

Das Logo ist neu. Der gelbe Engel, der immer so leicht in Eile wirkte, hat sich davongemacht; ersetzt haben ihn ein großes W mit einem kugeligen e auf der Mittelspitze. Aber das ist nicht die einzige Veränderung. Der neue Intendant Thomas E. Bauer hat die Europäischen Wochen Passau (29. Juni bis 6. August) auch noch gehörig eingedampft - von 72 auf 48 Veranstaltungen, verteilt auf sechs verlängerte Wochenenden.

Diese Minifestivals eignen sich ideal für Kulturtouristen, denen es dann vielleicht endlich dämmert, dass Passau das schönere Salzburg ist. Hofft jedenfalls Bauer, der den Fokus ganz auf die Musik legt. Vorzugsweise Klassik, große Namen, viel Qualität, wenig Überraschendes. Und eine ausgeklügelte Logistik, die sichert, dass man von einem Konzert zum nächsten kommt, auch ohne Auto.

Um die Neuerungen zu verkünden, hatten sich die Passauer zum vermutlich ersten Mal in der 65-jährigen Geschichte der Festspiele (eW) sogar nach München bemüht. Über Musik wurde aber dann gar nicht viel geredet, sondern mehr über die europäische Idee, die Bauer mit den Konzerten unterstützen will. Die lange Tradition derselben in Passau unterscheidet das Festival tatsächlich von zahllosen anderen Reihen. 1952, als die Wochen zum ersten Mal stattfanden, war ein vereintes Europa noch eine ungeheuere Vision. Seither treten sie ein für europäische Weltoffenheit und ein Miteinander der Kulturen. Sind also tatsächlich unverzichtbar in unseren unruhigen Zeiten.

Natürlich wäre es toll, die europäische Idee auch mal in einem noch zu bauenden europäischen Konzerthaus in Passau erklingen zu lassen. Diese Bemerkung konnte sich Thomas E. Bauer, auch bekannt als Initiator des (Konzerthaus-) Wunders von Blaibach, nicht verkneifen. Genauso wenig wie die Randbemerkungen zur Münchner Konzertsaaldebatte. Für Bauer übrigens ein bayerischer Konzertsaal, weil ihn der Freistaat steuerfinanziert errichtet. Daher fände es Kulturaktivist Bauer angebracht, wenn dort die einzelnen Regionen auch auftreten dürften, das Landestheater Niederbayern, zum Beispiel, oder die Bamberger Symphoniker.

An dem Punkt stoppte ihn Rosemarie Weber, die Fördervereinsvorsitzende, und ruderte nach Passau zurück. Sie ließ den Begriff "Konzert" weg und redete lieber von einem multifunktionalen europäischen Haus, natürlich mit ganz toller Akustik, an der auch der Sänger Bauer nichts auszusetzen haben würde. Apropos singen: Der Intendant singt sieben Mal selbst bei den eW. Spart Geld, sagt er, weil er unentgeltlich agiert. Aber dann kommt der wirkliche Grund. "Ich trete einfach so gern auf". Und das ist doch schön.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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