Das ist nicht schön:Wandel mit Schmerzen

Im Münchner Kreativquartier rumort es gewaltig

Von Egbert Tholl

Am Freitagnachmittag erreichte eine "Eilmeldung" die Redaktion. Darin stand zu lesen, dem Pathos München würden zum Ende des Jahres die Ateliers, mithin die "Proben-, Produktions- und Büroräume" gekündigt, die Duldung des Spielbetriebs im Schwere Reiter laufe nur noch bis 8. November, die weitere Zukunft sei ungewiss wie letztlich auch die des alten Pathos, für das "Umbaumaßnahmen um den Brandschutzauflagen nachzukommen nicht genehmigt wurden".

In der Summe liest sich das wie ein Kahlschlag unter den bestehenden Spielstätten, die momentan das Bild des Kreativquartiers in seinem Wartezustand bestimmen. Ein Wartezustand, der solange noch währt, bis die beiden großen Hallen einmal in Betrieb sein werden. Ergänzen könnte man dieses Schreckensbild noch um die Tatsache, dass derzeit der Circus Roncalli auf dem Gelände gastiert, was diesem zwar eine ungeheure Lebendigkeit beschert, aber wegen der mit einem Zirkus einhergehenden Lautstärkenentwicklung gerade den Konzertbetrieb im Schwere Reiter praktisch unmöglich macht. Das klingt alles verheerend.

Aber im Grunde beschreiben all diese Vorgänge eines: die Unmöglichkeit, den herrschenden Betrieb des Areals in eine für alle befriedigende Zukunft zu überführen. Denn nun manifestieren sich Probleme, die man schon vor vielen Jahren hätte lösen müssen. Jahrelang wurde auf dem Areal ein Spielbetrieb ermöglicht, oder, wenn man sehr bürokratisch denkt, geduldet, dem in weiten Teilen die vollkommene Absicherung fehlte. Baumaßnahmen wie etwa die Sanierung des Schwere Reiters, von deren Notwendigkeit man seit Jahren weiß, wurden nicht durchgeführt. Irgendwann wird es dann halt prekär. Gleichzeitig richteten sich die Künstler natürlich im Provisorium ein - und arbeiteten teilweise auch so.

Nun müssen die Provisorien langsam in eine zukunftsträchtige Struktur überführt werden, damit sie den Anforderungen des neu entstehenden Kreativquartiers in Gänze genügen. Das führt unweigerlich zu großen Schmerzen, und man kann nicht bei allen genau bestimmen, was Symptom und was Ursache ist. Das einzige Mittel dagegen wäre, vernünftig miteinander zu reden. Da hakt es - und das ist nicht schön.

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