Das ist nicht schön:Mia san mies

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Beim Bundesvision Song Contest sind die Bayern gar nicht gut

Von Michael Zirnstein

Noch ein Rekord für Bayern! Noch nie in der Geschichte des von Stefan Raab erfundenen Bardenwettstreits "Bundesvision Song Contest" hat ein Bundesland weniger Punkte erzielt als Bayern 2015: zwei. Und die hatte das bayerische Fernsehvolk seinem Vertreter Wunderkynd selbst gegeben. Was die Sache noch schlimmer macht. Alle anderen Wahlkreise hatten ihren eigenen Beitrag mit vollen zwölf oder zumindest zehn Punkten gefeiert, wie schlecht sie auch gewesen sind. "Wir scheinen ein so unbeliebtes Bundesland zu sein, dass wir uns schon selber hassen", kommentierte nach Buhrufen vom Bremer Studio-Publikum bei der Übergabe Florian "Schu" Schuster. Ja, mia san mies. Der Rapper lümmelte mit seinem Band-Kollegen Roger Manglus bei der Punktevergabe-Schaltung allein in einem Münchner Studio, während andere Länder ihr Ergebnis von einer mehr oder weniger rauschenden BSC-Party verkündeten, umringt von Fan-Plakaten wie "Namika, Du bist unser Lieblingsmensch".

Auch Bayern hatte in den zehn Jahren zuvor seine Lieblinge aller Arten entsandt: die Augsburger Indiepopper Anajo, die Sportfreunde Stiller (ihr Stück "Antinazibund" war 2008 gut gemeint, aber noch nicht brisant genug), die Rap-Göre Fiva, Ingolstadts Progrock-Genies Slut mit dem sperrigen Titel "Why Pourquoi (I Think I Like You)". Alle punkteten fett, zumindest beim bayerischen Wähler, weswegen es egal war, dass sie im Endklassement hinten lagen. Übrigens bis auf Roger und Schu von Blumentopf, die 2010 mit "So la la" auf Platz 4 landeten.

Vielleicht hätte man mit dem Wunderkynd-Rapper Olli Banjo keinen in Köln lebenden, in Hessen aufgewachsenen auf alt-bairischen Klischees ("Jawoi!") herumkaspernden gebürtigen Franken entsenden sollen. Vielleicht hätte der lieber ein gescheites Musikstück aufbieten sollen statt silikonbarbusige Stripperinnen. Wenn Bayern nicht gleich besser aussteigt aus dem BSC-Buhei wie Italien einst aus dem ESC und sich auf den Grand Prix der Volksmusik konzentriert, sollte man 2016 vielleicht seinen einzigen echten Nummer-1-Popstar in die Schlacht schicken: Andreas Bourani. Der Augsburger zeigte bei seinen bereits zwei Bundesvision-Einsätzen aufsteigende Tendenz (2011: 10.; 2014: 6.). Jedenfalls darf es keine Amigo-Mauscheleien bei der Entsendung mehr geben, sondern eine Kandidatenwahl durch das Volk: Das wäre am Ende schön. Oder auch nicht. Aber wenigstens kein Grund mehr zu Selbstverleugnung.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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